Indien

Navratri Fest: Wie ich auf dem Titel der „Times of India“ landete…

9. Februar 2015
Isolde MaReisen auf dem Titel der "Times Of India"

Einmal auf dem Titelblatt der „Times of India“ erscheinen – nun, das war nicht wirklich mein Lebensziel, noch mache ich mir viel aus Publicity. Aber wenn ich ehrlich bin, ist dieser Zeitungsausschnitt mein liebstes Reisesouvenir  aus Indien. Doch wie kam es dazu?

Wie Isolde MaReisen in der „Times of India“ landete…

Wenn ich ehrlich bin, kann ich euch diese Frage nicht einmal wirklich beantworten, denn nein, ich wurde nicht über den Artikel informiert. Auch hatte ich niemanden erlaubt, mein Bild in einer Zeitung zu veröffentlichen. Aber wen interessiert das in Indien schon? Und in der Tat habe ich nicht einmal bemerkt, dass Fotos von mir gemacht wurden. Komplett erwartungslos saß ich auf meinem Bürostuhl in meinem kleinen Büro in Indien, als mein Chef Jigar hineinstürmte und mit der Tageszeitung vor meiner Nase herumfuchtelte.

You are on the cover of the newspaper, Mrs. Germany!“

Ich bin was? Titelblatt? Tageszeitung? Wie bitte? Die Absurdität dieser Aussage suchte ihresgleichen. Und doch hielt ich zwei Sekunden später den Beweis in meinen Händen: Die Titelseite der „Times of India“ war geschmückt mit meinem schwitzenden, rot angelaufenen Gesicht in einer exzessiven Tanzhaltung. Nicht besonders schön, aber einzigartig!

Mein Lieblingsreisesouvenir: Ich auf dem Titelbild der "Times Of India"

Mein Lieblingsreisesouvenir: Ich auf dem Titelbild der „Times Of India“

Die Schlagzeile vom 30.11.2011.

Die Schlagzeile vom 30.11.2011.

Natürlich hastete ich noch am gleichen Abend quer durch Baroda, meine Wahlheimat in Indien für 6 Monate, um ebenfalls ein Exemplar der Tageszeitung zu bekommen. Ich weiß nicht mehr wie viel mich mein Lieblingsreisesouvenir „Times of India“ letztlich kostete, es war sicher nicht viel, doch die Erinnerungen an den Hintergrund des Titelbildes sind unbezahlbar!

Indien tanzt Garba: Navratri Festival

Das Bild entstand im Rahmen des hinduistischen Festivals „Navratri“. Navratri, das bedeutet „Neun Nächte“ (nav = neun, ratri = Nächte), denn tatsächlich dauert das Navratri neun Nächte an und ist somit das am längsten gefeierte Fest in Indien.

Mehr als 30.000 Menschen besuchen pro Tag das Navratri Festival in Baroda

Mehr als 30.000 Menschen besuchen pro Tag das Navratri Festival in Baroda

Nachdem ich den langen Bewerbungsprozess für die Teilnahme am Navratri Festival erfolgreich bestanden hatte, galt es vor Beginn der Feierlichkeiten noch zwei essentielle Dinge zu erledigen:

  • Schritt 1: Besorge dir eine Festtagskleidung!
  • Schritt 2: Lerne den traditionellen Garba Tanz!

Schritt 1: Besorge dir eine Festtagskleidung!

Ich bin auch nur eine Frau, und natürlich leuchten meine Augen bei dem Gedanken, dass ich mir „unbedingt“ ein neues Kleid zulegen muss. Doch die Euphorie wurde schnell vernichtet, als ich feststellen musste, wie groß die Auswahl an Festtagskleidungen ist und wie wenige davon für meine Körpergröße geeignet sind. Mit meinen 1,77 m kam ich mir wirklich vor wie ein Riese! Doch letztlich wurde auch ich fündig.

Die „Chaniya Choli“ besteht aus drei Teilen, einem bodenlangen Rock, einem bauchfreien Top und einem Schal, der im „Gujarati Style“ um Schulter und Hüften drapiert wird. Was bei indischen Frauen so leicht und wunderschön aussieht, ist in der Tat gar nicht so einfach. Zumindest benötigte ich mehrere Anläufe, die tatkräftige Unterstützung meiner indischen Kolleginnen und eine Handvoll Sicherheitsnadeln, bis auch bei mir alles da blieb, wo es hingehörte.

Anschließend musste mein Festtagsoutfit noch mit Schmuck vollendet werden. Also her mit den Klunkern, in Indien gilt „Mehr ist mehr“! Das Endergebnis meiner Verwandlung in eine indische Garba-Tänzerin sah dann so aus:

Neu eingekleided: Ich als Garba Tänzerin

Neu eingekleided: Ich als Garba Tänzerin

Schritt 2: Lerne den traditionellen Garba Tanz!

Der Garba ist ein traditioneller Volkstanz aus Gujarat. Dank eines indischen Freundes erlernte ich die Garba-Schrittfolge im Handumdrehen. 4 Schritte vor, drehen, zwei Schritte zurück, drehen… Während wir auf einer abgelegenen Straße mit greller Musik aus dem Handy den Garba übten, gesellten sich immer mehr indische Schaulustige und Mittänzer zu uns. So veranstalteten wir bereits vor Beginn des Festes unser ganz persönliches Navratri.

Der Garba ist ein tradioneller Volkstanz aus Gujarat

Der Garba ist ein tradioneller Volkstanz aus Gujarat

Und dann ging es los – 9 Nächte tanzen!

„United Ways of Baroda“ – das ist der offizielle Name des größten Garba Veranstalters in Baroda, Gujarat. Jedes Jahr nehmen täglich rund 30.000 Menschen an dem Tanzfestival teil. Im Übrigen wird Navratri nur im indischen Bundesstaat Gujarat als Tanzfestival zelebriert. In anderen Gegenden Indiens ist es vielmehr ein Erntedankfest bzw. ein Fasten. Tanzen statt Fasten, da hab ich aber nochmal Glück gehabt!

Jeden Abend ertönten auf dem bunt geschmückten Festivalgelände die traditionellen Garba-Klänge, gespielt von einer Live-Band auf einer Bühne in der Mitte. Mit dem Beginn der Musik setzt sich auf die Menschenmasse in Bewegung. Im Einklang bewegen sich die Festteilnehmer in konzentrischen Kreis um die Bühne. Nach und nach wird die Musik schneller. Den letzten Teil der eineinhalbstündigen Tanzparade begeht man eher springend als tanzend. Und das komplett barfuß bei 30°C. Nach einer 30 minütigen Pause geht es in die zweite Runde und noch einmal wird eine Stunden lang Garba getanzt. Nach und nach verfällt man in einer Art Tanztrance. Man denkt nicht mehr über die Schritte nach, man wird Teil des großen Ganzen und lässt sich durch die wunderschöne  Musik und die bunten Lampions verzaubern. Mir fällt es schwer, die Schönheit dies Navratri Festes in Worte zu fassen, deshalb schaut doch einfach selbst:

Nach 9 Nächten Garba tanzen ist Navratri vorbei. In der Festivalzeit verlor ich durch das exzessive Tanzen bei hohen Temperaturen satte 3 kg. Mittlerweile passt meine Chaniya Choli aber wieder bestens 🙂

Das Navtratri Fest war mein ganz persönliches Highlight während meiner 6 Monate in Indien und kein anderes indisches Fest hat mich so bewegt! Das ist vermutlich auch der Grund, warum dieses kleine, gewellte Stück Tageszeitung mit meinem schwitzend roten Gesicht zu meinem absoluten Lieblingssouvenir wurde.

Hintergrund des Festes

Wie so oft in Indien basiert auch das Navratri Fest auf der hinduistischen Mythologie und symbolisiert den Sieg des Guten über das Böse. Das Navratri Festival wird zu Ehren der Göttin Durga gefeiert, welche den Dämon Mahisasura nach einem neuntägigen Kampf besiegte. Zudem ist Navratri aber auch ein Erntedankfest und symbolisiert den Winteranfang.

Ihr wollt auch mal Garba tanzen und am Navratri teilnehmen? Dann habt ihr das nächste Mal am 14.10.2015 in Baroda dazu die Chance!

Dieser Artikel ist mein Beitrag zur Blogparade „Dein Reisesouvenir“ veranstaltet von Backpacker-blog.org.

Bilder: © Doreen Schollmeier

You Might Also Like

4 Comments

  • Reply Kerstin 11. Februar 2015 at 10:20

    Hey Isolde! Super Artikel, hatte noch nie vom Navrati Fest gehört. Klingt nach etwas, was man einmal miterlebt haben muss! Haha, echt witzig, dass du dadurch in der „Times of India“ gelandet bist. Ich für meinen Teil hatte schon einmal die Ehre, die Webseite eines Elchparks in Lappland zieren zu dürfen. Ähnlich wie du wurde ich aber vorher auch nicht gefragt und habe nur per Zufall mitbekommen, dass ich dort vertreten war 😉 LG, Kerstin

    • Reply IsoldeMaReisen 11. Februar 2015 at 12:48

      Hallo Kerstin,

      ich begrüße dich hiermit im „Verein der unverhofften Covergirls“. Gibt es davon auch noch ein Bild?

      Das Navratri Fest ist wirklich ein Traum, ich bekomme Gänsehaut wenn ich an die Zeit denke. Magisch, inspirierend und einzigartig. Nur meine Füße waren über das barfuß tanzen nicht so erfreut.

      Danke für dein Kommentar und weiterhin viel Spaß auf fernsuchtblog.de.
      Isolde MaReisen

    Leave a Reply

    Durch das Abschicken deines Kommentars bestätigst du, dass du unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und akzeptierst hast. Wir erklären hiermit ausdrücklich, dass wir deine persönlichen Daten nicht an Dritte weitergeben.