Israel

Mazel Prost! Highlights meiner Israel Reise

22. Dezember 2015
Jubiläumsreise nach Israel

Im Juli 2015 erhielt ich vom Außenministerium des Staates Israel eine Einladung zu einer fünftägigen Reise nach Israel. Ich muss gestehen, dass die Einladung zunächst in meinem Papierkorb landete. Dank meines typisch deutschen Misstrauens erachtete ich die E-Mail des Außenministeriums als Spam oder gar als Offerte für eine „Kaffeefahrt“, von der ich nur zurückkehren würde, wenn ich mindestens 3 Teppiche und Tonnen von Humus erwerben würde. Doch die Idee, Israel zu besuchen, ließ mich die ganze Nacht nicht los und am nächsten Morgen beschloss ich, darauf zu antworten. Jetzt kann ich nur sagen: Zum Glück! Denn die Reise nach Israel war ein einzigartiges und prägendes Erlebnis mit inspirierenden Erlebnissen und jeder Menge Selbstreflektion.

Insgesamt 180 junge Führungskräfte aus dem Bereich Politik, Wirtschaft, Presse, Kultur und Gesellschaft aus ganz Deutschland folgten der Einladung des Außenministeriums. Anlass dieses groß aufgezogenen Trips war das Jubiläum der 50-jährigen diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. 5 Tage tourten wir „Young German Leaders“ gemeinsam durch Israel – und zwar mit einem vollgepackten Terminkalender. Neben dem Treffen mit hochrangigen israelischen Politikern wie dem Präsidenten Reuven Rivlin und Premierminister Benjamin Netanyahu standen Vorträge von inspirierenden Start-ups, ein Besuch im Weizmann Institut, ein Trip in die Wüste Negro zu einem Agra-Projekt der Beduinen, eine Verkostungstour durch den Machne Yehuda Markt, eine Stadtführung durch Jerusalem sowie ein Besuch der Oper in Tel Aviv auf dem Programm.

Doch bevor ich euch mit allen Einzelheiten die Zeit raube, möchte ich mich auf meine persönlichen Highlights meiner Israel Reise fokussieren. Einen sehr schönen Überblick über die Jubiläumsreise nach Israel bekommt ihr im folgenden Clip:

Jubiläumsreise Israel: Die Highlights

#1 Stadtführung durch Jerusalem

Aus Sicht einer Reisebloggerin war natürlich die Erkundungstour durch die Altstadt Jerusalems mein absolutes Highlight. Jerusalem befindet sich in den judäischen Bergen zwischen dem Toten Meer und dem Mittelmeer. Sowohl Israel als auch der Staat Palästina bezeichnen Jerusalem als ihre Hauptstadt – ein Fakt, der auf internationaler Ebene jedoch nicht anerkannt und umstritten ist.

Altstadt von Jerusalem

Altstadt von Jerusalem

Genauso kunterbunt wie die Einwohner Israels ist auch die Altstadt Jerusalems. Sie ist ein Gewirr aus Sandsteinfarbenden Gebäudekomplexen, Kirchen, engen Gassen und Moscheen mit jüdische, christliche, muslimische als auch armenische Einflüsse. Ein absolutes Highlight war natürlich der Besuch der berühmten Klagemauer. Die Klagemauer ist satte 48 Meter lang und 18 Meter hoch. Täglich strömen zahlreiche Menschen an die  Klagemauer, um dort zu beten oder kleine Zettel mit Wünschen, Danksagungen oder Gebeten in die Ritzen der Mauer zu stecken. Um dorthin zu gelangen, mussten wir eine Sicherheitskontrolle passieren und wurden mittels Metalldetektoren kontrolliert. Männer dürfen den Komplex nur mit Kopfbedeckung betreten. Die Gebetsbereiche sind nach Geschlechtern getrennt.

Klagemauer in Jerusalem

Klagemauer in Jerusalem

Die Klagemauer befindet sich unmittelbar am Tempelberg von Jersualems, einem der umstrittensten heiligen Orte der Welt. Auf dessen Plateau steht die drittwichtigste Moschee des Islams, die al-Aqsa-Moschee. Für mich ist der Blick auf den Tempelberg mit der Moschee und den Klagemauer im Vordergrund das Symbol für Israel.

Tempelberg mit der brühmten al-Aqsa-Moschee in Jerusalem

Tempelberg mit der brühmten al-Aqsa-Moschee in Jerusalem

Ebenfalls sehr interessant war unser Besuch der Grabeskirche in der Altstadt von Jerusalem, welche sich angeblich auf der Stelle befindet, an der Jesu laut Überlieferungen gekreuzigt wurde. Die Grabeskirche zählt zu den wichtigsten Heiligtümern des Christentums. Derzeit wird die Kirche von sechs verschiedenen Konfessionen verwaltet. Die Gebetszeiten und Zuständigkeiten sind genauestens geregelt, da es zwischen den einzelnen Konfessionsvertreter immer wieder durch Meinungsverschiedenheiten, Handgreiflichkeiten und Streitigkeiten in der Kirche kommt.

Grabeskirche in Jerusalem

Grabeskirche in Jerusalem

#2 Rede des israelischen Schriftsteller David Grosman

Den ersten „Aha-Effekt“ in Israel lieferte mir der Schriftsteller David Grosman, welcher zu Beginn unserer Reise durch Israel eine bewegende Rede hielt. Bis dato hatte ich geglaubt, dass unsere Jubiläumsreise nach Israel ein wenig einer Lobbyveranstaltung gleichen würde. Ich hatte geglaubt, dass Israel uns in seinen schillerndsten Farben verkauft werden würde, um das Außenbild des Landes in Deutschland zu verbessern. Doch David Grosman lehrte mich das Gegenteil. Öffentlich bekundete er seine Ansicht, dass Israel erst dann Frieden finden wird, wenn auch die Palästinenser einen eigenen Staat haben dürfen. Er kritisierte Premierminister Benjamin Netanyahu und brachte seine Bedenken zur Demokratie in Israel zum Ausdruck. David Grosman bekundete die Liebe zu seinem Land Israel, und zwar nicht in Schnörkel und Lobeshymnen, sondern kritisch reflektierend. Dafür erntete er anschließend einen minutenlangen Applaus von seinem Publikum.

#3 Treffen mit Premierminister Benjamin Netanyahu

Das komplette Kontrastprogramm zur bewegenden Rede von David Grosman lieferte Benjamin Netanyahu im Außenministerium von Jerusalem. 90 Minuten nahm sich der israelische Premierminister für die „Young German Leaders“ Zeit und sprach über die deutsch-israelische Beziehung, die Herausforderungen und die Zukunft seines Landes, über Barbarei und Unterdrückung sowie über den Nahost-Konflikt. Und mein lieber Scholli, der Mann hat eine Stimme! Mal abgesehen von den Inhalten seiner Rede erfuhr ich Benjamin Netanyahu als charmanten und brillanten Redner, der sein Publikum dank seiner tiefen Bassstimme und Präsenz in Handumdrehen einnahm.

Im Gespräch mit Benjamin Netanyahu in Jerusalem

Im Gespräch mit Benjamin Netanyahu in Jerusalem

#4 Verkostungstour über den Machne Yehuda Markt

Meine Liebe zu einem Reiseziel geht häufig durch den Magen. Ich glaube, dass man ein Land und seine Bewohner nur dann richtig kennenlernen und verstehen kann, wenn man es riecht, fühlt und schmeckt. Keine Frage also, dass ich an der Verkostungstour über den pulsierenden Machne Yehuda Markt in Jerusalem teilnahm. Gewürze, Teesorten, klebrig süße Teigwaren, Wunder vollbringende Cremes und Tränke, Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse – genauso habe ich mir einen Markt in Israel vorgestellt. Auf der Verkostungstour futterten wir uns kreuz und quer durch israelische Spezialitäten wie Falafel, Hummus, Tahini und Eis.

Machne Yehuda Markt in Jerusalem

Machne Yehuda Markt in Jerusalem

#5 Treffen mit Präsident Reuven Rivlin

Ein weiterer großer Name, der auf dem Rahmenprogramm unserer Jubiläumsreise nach Israel in dicken Buchstaben geschrieben stand, war Reuven Rivlin. In Jerusalem trafen wir den israelischen Präsidenten auf eine kurze Stippvisite. Noch vor 50 Jahren hatte sich Rivlin gegen die Aufnahme der deutsch-israelischen Beziehungen ausgesprochen. Im Vergleich zu den Treffen mit Benjamin Netanyahu und David Grosman war das Zusammentreffen mit dem Präsidenten mehr Lobbyarbeit, ein bisschen Foto hier, ein paar nette Worte da und alle verlassen gut gelaunt den Saal. Reuven Rivlin ist ein israelischer Politiker zum Anfassen, der für sein Leben gern Auberginen isst.

#6 Kneipentour durch Tel Aviv

Die Stadt, die niemals schläft. Nein, ich spreche nicht von „The Big Apple“ New York, sondern von „The Big Orange“ Tel Aviv. Tel Aviv ist weltweit für sein pulsierendes Nachtleben bekannt. Und genau dem wollten wir auch auf den Grund gehen. Von einheimischen „Insidern“ wurden wir einen Abend lang durch verschiedene Kneipen der Stadt geführt. Gute Restaurants, dunkle Kellerkneipen und hippe Clubs gibt es in Tel Aviv in Hülle und Fülle, alle in unmittelbarer Laufdistanz. Und auch am Strand haben sich einige Strandbars niedergelassen. Besonders gut gefallen hat mir der schnelle und unkomplizierte Austausch mit den Einheimischen. Kaum 5 Minuten in der Bar, war ich bereits mit einem Drink und anregenden Gesprächen versorgt. Über die Musikwahl lässt sich streiten…

 Strandpromenade von Tel Aviv

Strandpromenade von Tel Aviv

#7 Premiere in der Israeli Opera Tel Aviv Yafo

Am letzten Abend unserer Israel Reise durften wir der Premierenvorstellung des Tanztheaters „Man of the Hour“ in der Oper von Tel Aviv innewohnen. Nach über 20 Jahren ist der berühmte Choreograph Itzik Galili in seine Heimat Israel zurückgekehrt und setzt ein getanztes politisches Statement, indem er seinen Blick auf das jetzige Israel vermittelt. Ich möchte nicht behaupten, dass ich die Geschichte des Stückes verstanden habe, ganz im Gegenteil. Aber die Kraft und die Ausdrucksstärke der acht Tänzer bei minimalistischer Lichtinszenierung in Kombination mit zwei starken Opernstimmen waren sehr beeindruckend. Leider zeigte Itzik Galili in dem anschließenden Gespräch kleine Starallüren. Ein Minuspunkt auf der Sympathieskala.

#8 Besuch der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem

Besonders bewegt hat mich der Besuch in der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem. Klar, ich habe schon viele Holocaust Museen in Deutschland und auch einige frühere Konzentrationslager besucht, und jeder dieser Besuche wühlte mich innerlich auf. Doch ein derartiges Museum in einem jüdisch geprägten Land zu besuchen, ist in der Tat noch einmal etwas anderes. Die einzelnen Ausstellungsräume und Galerien verlaufen parallel zur Zeitachse der furchtbaren Verbrechen des Nazis am jüdischen Volk, von den ersten Grundzügen des Antisemitismus in Deutschland bis hin zur Deportation der Juden in Konzentrationslager. Das verwendete Bild-, Video- und Tonmaterial hatte ich in diesem Umfang noch nie gesehen. Das Ende unserer Führung durch Yad Vashem bildete die Kranzablegung zum Gedenken der Opfer des Holocaust. Nach diesem Erlebnis wurde es auf einmal ganz ruhig unter den Teilnehmer und jeder sinnierte eine Weile in seinen eigenen Gedanken.

#9 Vortrag „Start-up Nation“

Israel zählt zu den kleinsten Staaten der Welt. Das Land befindet sich kontinuierlich im Ausnahmezustand. Doch zeitgleich ist Israel auch der Geburtsort zahlreicher, erfolgreicher Unternehmen und wird als die Start-up Nation bezeichnet. Vor allem in den Bereichen Wissenschaft und Technologie spielt Israel ganz vorne mit und in Israel zählt man aktuell 3.400 Start-ups, Tendenz kontinuierlich steigend. Im Rahmen der Jubiläumsreise durften wir einige Vertreter dieser blühenden israelischen Gründerszene in Jerusalem treffen. Ich war begeistert von dem Elan, dem Unternehmergeist und dem Ehrgeiz der einzelnen Start-up Vertreter. Wer ein erfolgreiches Start-up gründen will, der muss entschlossen, wachsam und mutig sein. Eigenschaften, die man in einem gefährdeten Land in die Wiege gelegt bekommt, die uns hier im gut behüteten Deutschland hingegen manchmal fehlen.

Fazit zur Jubiläumsreise nach Israel

Ich bin immer noch damit beschäftigt, die Erlebnisse, neuen Bekanntschaften und Impressionen aufzuarbeiten, auch wenn die Israel Reise bereits knapp 4 Wochen zurückliegt. Mein Denkprozess ist noch voll im Gang. Ich habe viele neue Erkenntnisse erlangt, aber es sind auch viele neue Fragen aufgekommen. Einige meiner Vorurteile gegenüber Israel wurden außer Kraft gesetzt, andere Stereotypen habe sich bewahrheitet. Fakt ist, bereits 2 Stunden, nachdem ich meine Füße auf israelischen Boden gesetzt hatte, war mir klar: Ich komme wieder und ich möchte dich kennenlernen, Israel!

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal offiziell bei den Veranstaltern, den wundervollen Betreuern, meinen Mitreisenden und all den inspirierenden Menschen in Israel bedanken: You made my trip!

Weitere Beiträge zur Jubiläumsreise nach Israel

© Video: Bild.de (Quelle: http://www.bild.de/politik/ausland/israel/gemeinsam-koennen-wir-die-welt-verbessern-43630152.bild.html)
© Bilder: Doreen Schollmeier

 

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