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Bergtour Hochvogel Allgäuer Alpen: Zwischen Schnee und Gipfelglück

18. Oktober 2017
Bergtour Hochvogel in den Allgäuer Alpen

Wasserfälle, dichte Felder, Schneefelder, Bergseen und Traumpanorama: Die Bergtour auf den Hochvogel ist meiner Meinung nach eine der abwechslungsreichsten und schönsten Wanderung in den Allgäuer Alpen. Doch der Hochvogel will auch erobert werden. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und erste alpine Erfahrungen sind aufgrund der ganzjährigen Schneefelder und Kraxel Passagen bei dieser Tour ein Muss! Doch wer den Hochvogel erklimmt, wird mit einem fantastischen Bergpanorama von den Zillertaler, Stubaier und Ötztaler Alpen bis in die Schweizer Alpen belohnt!

Routendetails Hochvogel

Gehzeit: ca. 7-8 Stunden inkl. kurzer Pausen
Kondition: mittel
Schwierigkeit: mittel (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind zwingend notwendig. Erste Erfahrung beim Überqueren von Schneefeld sind hilfreich. Aufgrund der Steilheit und der ganzjährigen Schneefelder sind erste alpine Erfahrungen hilfreich.)
Höhenmeter: ca. 1.620 m
Länge: ca. 17,7 km
Ausgangspunkt: Hinterstein (866 m), am Parkplatz „Auf der Höh“ erfolgt die Weiterfahrt zum Startpunkt der Wanderung mit dem Linienbus durch das Hintersteiner Tal zum  Giebelhaus (1.079 m). Alternativ: Anreise mit dem Fahrrad von Bad Hindelang.

Bergtour Hochvogel: Gipfelglück nach spannender Wanderung, ein absolutes Highlight in den Allgäuer Alpen.

Bergtour Hochvogel: Gipfelglück nach spannender Wanderung, ein absolutes Highlight in den Allgäuer Alpen.

Wanderung auf den Hochvogel in den Allgäuer Alpen

Vom Giebelhaus (1.079 m) zum Prinz-Luidpold-Haus (1.846 m)

Die Wanderung zum Hochvogel beginnt am bewirtschafteten Giebelhaus im Ostrachtal. Dorthin gelangst du ausschließlich mit dem Linienbus von Hinterstein, da der Weg nicht für Autos (ohne Sondergenehmigung) zugelassen ist. Aufgrund der Beliebtheit der Prinz-Luidpold-Hütte, unserem heutigen Übernachtungsplatz, und der umliegenden Berge, würde ich dir empfehlen so früh wie möglich in Hinterstein zu starten. Die Plätze im Bus sind begrenzt und in den Morgenstunden sind die beliebten Wanderwege auch noch angenehm leer.

Am Giebelhaus ankommen, folgen wir zunächst einem breiten Forstweg für ca. 25 Minuten immer entlang des Bärgündelebach, vorbei am tosenden Täschlefall. In leicht ansteigenden Serpentinen durchqueren wir das Tal, umgeben von herbstlich einfärbten Bäumen und bewaldeten Bergen. Bald schon biegt wir vom Forstweg links auf einen schmalen Pfad in Richtung Prinz-Luidpold-Haus ab und gelangen hinunter zum Bärgündelebach, den wir über eine kleine Brücke überqueren.

Bergtour Hochvogel: Die erste Etappe führt durch einen idyllischen Wald und vorbei an Wasserfällen.

Bergtour Hochvogel: Die erste Etappe führt durch einen idyllischen Wald und vorbei an Wasserfällen.

Fortan verläuft der Wanderweg in Kehren quer durch den dichten Wald. Immer wieder überqueren wir den Täschlefall und können seinem Wasserlauf aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Nachdem wir den dichten Wald verlassen haben, gelangen wir auf eine Weide, wo sich die bewirtschaftete Untere Bärgündele Alpe befindet. Bei schönen Wetter finden sich hier zahlreiche Wanderer auf der Sommerterrasse für eine kleine Mittagspause ein.

Bergtour Hochvogel: Der Täschlefall begleitet uns auf unserer Wanderungen durch die Allgäuer Alpen.

Bergtour Hochvogel: Der Täschlefall begleitet uns auf unserer Wanderungen durch die Allgäuer Alpen.

An der Felswand hinter der Unteren Bärgündele Alpe steigen wir wieder in unseren Wanderweg ein. Es geht fortan bergauf, durchgängig mit tollem Blick auf die umliegende Berglandschaft und das Tal, aus dem wir am Morgen gestartet sind. Nach einigen steilen Serpentinen erreichen wir nach ca. 2,5 Stunden schließlich das Prinz-Luidpold-Haus (1.846 m) am Fuße des Wiedemerkopfes. Bei einer kurzen Verschnaufpause auf der großen Terrasse der DAV-Hütte bekommen wir bereits einen ersten Blick auf unser heutiges Objekt der Begierde, dem Hochvogel.

Vom Prinz-Luidpold-Haus (1.846 m) auf den Hochvogel (2.592 m)

Nachdem wir uns gestärkt und unnötiges Gepäck auf der Hütte verstaut haben, setzen wir unsere Wanderung fort. Wir folgen dem Weg in südöstlicher Richtung entlang des Berghangs und umrunden den wunderschönen Bergsee direkt unterhalb der Berghütte. Werfe einen Blick zurück, bevor du dich in den Anstieg begibst – schöner kann ein Übernachtungsplatz in den Alpen kaum aussehen!

Bergtour Hochvogel: Das Prinz-Luidpold-Haus in traumhafter Alpenlage mit Bergsee ist heute unser Zuhause.

Bergtour Hochvogel: Das Prinz-Luidpold-Haus in traumhafter Alpenlage mit Bergsee ist heute unser Zuhause.

Über Serpentinen geht es nun bergauf ins Kar durch karges Gelände. An der ersten Weggabelung halten wir uns in Richtung „Balkenscharte“, den Blick auf die markante Felsnadel gerichtet. Über enge, steile Kehren und eine Metalltreppe gelangen wir zur Balkenscharte (2.172 m). Bereits hier eröffnet sich uns ein atemberaubender Blick auf die umliegende Alpenwelt mit ihren verschneiten Gipfeln.

Wir folgen nun dem schmalen Pfad entlang der Berghang. Im Herbst und Winter kann dieser häufig verschneit oder gar leicht vereist sein. Links neben dem Berghang geht es steil und tief bergab, weshalb du etwas Vorsicht walten lassen solltest. Nachdem wir den Berghang durchquert haben, gelangen wir zur berühmten Kalten Winkel, der auch im Sommer meist noch dichte Schneefelder trägt und vor allem in den frühen Morgenstunden stark vereist sein kann. In Serpentinen überwinden wir nun das Schneefeld, unsere Füße versinken fast bis zum Knie in dichten Schnee. Je nach Kondition und Beschaffenheit des Schnees kann dir das Anlegen von Steigeisen deutlich mehr Sicherheit im Aufstieg geben und Kräfte schonen.

Bergtour Hochvogel: Einstieg in den Kalten Winkel.

Bergtour Hochvogel: Einstieg in den Kalten Winkel.

Bergtour Hochvogel: Im Kalten Winkel liegt zu jeder Jahreszeit ein dichtes Schneefeld.

Bergtour Hochvogel: Im Kalten Winkel liegt zu jeder Jahreszeit ein dichtes Schneefeld.

In der Kalten Winkel Scharte (2.281 m) angekommen folgen wir nun dem Pfad nach links über Geröll und steile Felsstufen zum Gipfel des Hochvogels. Die Hände solltest du hier und da unbedingt auch mal aus den Händen nehmen, denn es gilt einige Kraxel Passage und luftige Stellen zu überwinden. Allesamt sind aber absolut machbar und mit ausreichender Ruhe und Kondition absolut unbedenklich. Im Herbst und Winter musst du im finalen Gipfelanstieg mit Schnee und Eis rechnen. Da der Weg zum Gipfelkreuz nicht durchgängig versichert ist, solltest du je nach Witterungsbedingungen das Anlegen von Steigeisen in Betracht ziehen. Auf dem Gipfel des Hochvogels (2.592 m) angekommen, werden wir mit einem fantastischen Panoramablick belohnt. Bei gutem Wetter reicht die Sicht bis zum Wetterstein, Karwendel, Hohen Tauern oder gar bis in die Schweizer Alpen. Der perfekte Ort als für eine ausgiebige Rast!

Bergtour Hochvogel: Mit etwas Kraxelei und Schwindelfreiheit erreichen wir den Gipfel.

Bergtour Hochvogel: Mit etwas Kraxelei und Schwindelfreiheit erreichen wir den Gipfel.

Bergtour Hochvogel: Auf dem Gipfelanstieg liegt ordentlich Schnee, Steigeisen können das Wandern erleichtern.

Bergtour Hochvogel: Auf dem Gipfelanstieg liegt ordentlich Schnee, Steigeisen können das Wandern erleichtern.

Bergtour Hochvogel: Panorama Blick vom Gipfel.

Bergtour Hochvogel: Panorama Blick vom Gipfel.

Der Abstieg erfolgt bis zur Kalten Winkel Scharte zunächst über den Anstiegsweg. Hier kannst du dich nun entscheiden, ob du erneut durch das große Schneefeld des Kalten Winkel absteigen willst, oder mit Weg über die Kreuzspitze (2.367 m) einen weitere, leichten Gipfel in Angriff nimmst. Letzteres erfolgt über einen kurzen, einfachen Klettersteig. Das Klettersteigset kann bei Bedarf angelegt werden, wir haben es allerdings nicht für nötig erachtet. Nach dem kurzen Abstecher zur Kreuzspitze erfolgt der finale Abstieg zur Prinz Luidpold-Hütte (oder gar zurück zum Giebelhaus ins Tal) über ein kleineres Schneefeld. Achte in den umliegenden Felswänden auf Steinböcke, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du hier auf die eleganten Tiere triffst.

Übernachtung auf dem Prinz-Luidpold-Haus

Wenn die Tage ausreichend Sonnenstunden bieten und du dir die Wanderung inklusive zweistündigen Abstieg ins Tal konditionstechnisch zutraust, kannst du die Wanderung auf den Hochvogel vom Giebelhaus auch ohne Zweifel an einem Tag absolvieren. Wenn die Tage kürzer werden oder du es etwas ruhiger magst, empfiehlt sich nach erfolgreicher Gipfelbesteigung eine Übernachtung in dem idyllischen Prinz-Luidpold-Hütte. Von Mai bis Oktober bietet die DAV-Hütte in Traumlage ca. 280 Wanderern in 20 Betten und 260 Lagerplätzen eine Bleibe inmitten der Allgäuer Alpen. Aufgrund ihrer Beliebtheit solltest du deine Hüttenübernachtung unbedingt rechtzeitig vorab buchen (Telefon: 08322/700154, E-Mail: post@prinz-luitpoldhaus.de).

Neben der Hochvogel Gipfelbesteigung lassen sich vom Prinz-Luidpold-Haus zahlreiche weitere lohnenswerte Wanderungen unternehmen, die teilweise auch Familien-tauglich sind, wie beispielsweise die Besteigung des Wiedemerkopf (2.163 m) in ca. 1 Stunde.

Bergtour Hochvogel: Wunderschöne Felsformationen und beeindruckendes Panorama.

Bergtour Hochvogel: Wunderschöne Felsformationen und beeindruckendes Panorama.

Ausrüstungstipp für deine Bergtour auf den Hochvogel

Aufgrund der ganzjährigen Schneefelder empfiehlt sich das Mitführen von Steigeisen, zum Beispiel die Grivel AirTech Classic oder die Austrialpin Trekking Steigeisen. Im Kar besteht Steinschlaggefahr und das Mitführen eines Steinschlaghelms ist ratsam. In einigen Kletterpassagen kannst du dich mit einem Klettersteigset absichern. Zusätzliche sollten in deinem Tagesrucksack folgende Dinge nicht fehlen:


Weitere Touren im schönen Allgäu:

© Bilder: Doreen Semmler / Sebastian Semmler

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