Asien Reiseberichte

Gefährdetes Paradies Bali: Eine Insel mit zwei Gesichtern

23. Dezember 2017

Bali gilt als das perfekte Einsteigerziel in Südostasien. Mit traumhaften Stränden und malerischen Reisfeldern zieht die zu Indonesien gehörende Insel jedes Jahr aufs neue zahlreiche Backpacker und Pauschaltouristen in ihren Bann. Eigentlich fällt es mir schwer, einen etwas kritischen Bericht über Bali zu schreiben, da wir auf unseren Reisen viel Zeit auf der indonesischen Insel genossen haben (einen kleinen Bali Reiseführer findest du unter nachbalireisen.de). Und auch wenn Bali ungebrochen beliebt ist, so muss man einfach der Tatsache ins Auge sehen, dass dieses kleine Paradies in einer nicht unbeträchtlichen Geschwindigkeit zugrunde gerichtet wird.

Gefährdetes Paradies Bali: Schöne Augenblicke genießt man in der Hauptreisezeit nicht alleine!

Gefährdetes Paradies Bali: Schöne Augenblicke genießt man in der Hauptreisezeit nicht alleine!

Damit dich Bali nicht komplett überrascht, wenn du mit der Realität konfrontiert wirst, möchte ich einen zugegeben kritischen Bericht über die Insel, die uns doch so viel bedeutet, verfassen. Und gleich vorweg – Bali ist trotz meiner Kritik immer noch eine Reise wert!

Ständiger Besucheranstieg: Wieviele Touristen verkraftet Bali?

Wir lieben Bali! Und du kannst immer noch eine herrliche Reise erleben, nette Menschen kennen lernen, an schönen Stränden bei einem Sundowner entspannen, und in die Kultur der Balinesen eintauchen. Oder Surfen, Tauchen, Yoga machen oder Vulkane Besteigen, dafür ist Bali einfach klasse. Doch Eines muss dir bewusst sein: Du bist dabei keinesfalls alleine! 2016 wurden über 4.9 Millionen Besucher gezählt, und das nur auf Bali! Das sind ca. 22% mehr Besucher als im Vorjahr, und entspricht ungefähr der gesamten Einwohnerzahl der Insel, nur um dir die Größenordnung einmal zu veranschaulichen. Es werden auch nicht nur immer mehr Besucher, sondern auch die Herkunftsländer ändern sich. Ein Großteil der Besucher kommt traditionell aus Australien, doch sind zum Beispiel chinesische Besucher mittlerweile in manchen Monaten die Haupttouristen. Damit verändert sich auch das Angebot, was die Ausflüge und Unternehmungen auf der Insel angeht. Hatte man früher auf der kleinen Insel Nusa Lembongan noch eine ruhige Zeit abseits des Troubles der Hauptinsel, so kommen heute Massen von chinesische Tagesgästen nach Lembongan, um die Strände zu bevölkern. Das entspannte Inselflair ist somit dahin.

Vom Massentourismus zur Massenabfertigung: Adé Einsamkeit!

Gefährdetes Paradies Bali: Besuchermassen werden mit Speedboats auf die Inseln gebracht

Gefährdetes Paradies Bali: Besuchermassen werden mit Speedboats auf die Inseln gebracht

Um den Besuchern Herr zu werden müssen die Balinesen auch ihre Arbeit mit den Touristen verändern. Die Folge:  Als Bali Reisender wirst du leider auch immer mehr in der Masse abgefertigt. Tauchausflüge, Bootstouren, Radfahren im Hinterland, Restaurants und Bars und der gleichen sind einfach einen Schritt schneller getaktet als noch vor ein paar Jahren. Das Ganze auf die Spitze getrieben erlebst du vielleicht, wenn du zur Hauptreisezeit die Gili Islands besuchst.  Die Gilis gehören eigentlich zur Nachbarinsel Lombok, aber stehen fast immer auf der Liste von Bali Reisenden. Die Unterkünfte sind ausgebucht und überteuert, Speedboats karren Bootsladung um Bootsladung an strandsüchtigen Rucksackreisenden auf die Insel. Mit der Ruhe ist es sowieso vorbei und einen gemütlichen Fleck Strand kann man sich vergeblich suchen. An den Schnorchelspots im Wasser tummeln sich immer gleich zig Gruppen, mit denen du um freie Sicht um die Wette schwimmst, und du bekommst einfach das Gefühl nicht los, dass du von allen, die Geld mit dir verdienen, schnellstmöglich herumgereicht wirst, damit auch jeder sein Stück vom Kuchen abbekommt.

Bali’s Umwelt leidet mehr als der Mensch!

Gefährdetes Paradies Bali: Strände werden betoniert und oft vermüllt

Gefährdetes Paradies Bali: Strände werden betoniert und oft vermüllt

Gefährdetes Paradies Bali: Tote Korallen am Strand

Gefährdetes Paradies Bali: Tote Korallen am Strand

Fakt ist: Natürlich fühlst du dich als Bali Reisender womöglich gestört durch die vielen anderen Besucher, doch der Hauptverlierer bei der ganzen Sache ist leider die Umwelt. Vor allem auf den abgelegeneren Orten, die nicht von der Infrastruktur der Hauptinsel profitieren wie Nusa Lembongan oder den Gili Inseln, aber auch an anderen Orten auf der Hauptinsel, stapelt sich der Müll an Land. Auch im Wasser oder am Strand liegt je nach Strömung eine Menge angespülter Abfall. Das kann einen das Badevergnügen leicht verderben, und ist auch von Land aus kein schöner Anblick. Abwasser wird teilweise direkt ins Meer geleitet und die Unterwasserwelt leidet unter dem Bootsverkehr, den vielen Schnorchlern und der Wasserverschmutzung. Die schlechten Umweltbedingungen und die vielen unvorsichtigen Taucher haben leider schon einiges an Korallen beschädigt und die toten und abgestorbenen Hüllen der wunderschönen Meeresbewohner säumen die Strände. Und es wird weiter gebaut, gebaut, gebaut… Strände werden zubetoniert, Baulärm ist fester Bestandteil der Geräuschkulisse. Neben der Natur leidet auch Bali’s Kultur – die Verlockung nach schnellem Geld und massentauglichen Events spornt die Einheimischen an, ihre Kultur wie den balinesischen Tanz oder religiöse Zeremonien zu vereinheitlichen und den Touristen als leicht verdauliches Einheitspaket zu präsentieren.

Bali ist kein Einzelfall!

Gefährdetes Paradies Bali: Überall auf der Insel wird gebaut

Gefährdetes Paradies Bali: Überall auf der Insel wird gebaut

Bali ist leider nicht alleine unter den bedrohten Paradiesen. Es ist abzusehen, dass sich in naher Zukunft ein paar weitere meiner Lieblingsziele dazugesellen werden. Nehmen wir das vietnamesische Kleinod, die Insel Phu Quoc. Seit der internationale Flughafen gebaut wurde, geben Investoren Geld um die Wette aus, um die schöne Insel für den Massentourismus zu rüsten. Und wie das ausgehen wird, wissen wir ja alle. Oder nimm das Trend-Reiseland Kuba. Nicht erst seit der anfänglichen Normalisierung der Beziehung zu den USA steigen die Touristenzahlen enorm, und man wird in der Hochsaison – wenn noch mehr Urlauber nach Kuba strömen, durch die schönsten Städte wie Havanna und Santiago nur noch in der Masse durch die Gassen geschoben werden.

Die essentielle Frage: Was kann ich als Besucher tun?

„Daheim bleiben ist doch auch keine Lösung!“. Aber du kannst natürlich versuchen, deinen „Fußabdruck“ währen deiner Bali Reise so klein wie möglich zu halten. Hier ein paar Vorschläge:

  • Kein Müll! Verzichte so gut es geht auf Plastik und wenn du Müll hast, nimm ihn mit und entsorge ihn nicht im Wasser oder am Strand.
  • Nicht anfassen! Sei behutsam, wenn du Schnorcheln oder Tauchen gehst. Ein einziger Flossenschlag auf die Korallen kann Monate oder Jahre an Wachstum zerstören.
  • Etwas zurückgeben! Beteilige dich an lokalen Projekten wie Beach-Cleanups oder unterstütze Initiativen wie z.B. die Bio-Rock Korallenaufforstung in Pemuteran.
  • Natur ist kein Zoo! Verzichte auf Delfin Touren oder ähnlichen Unsinn.
  • Konfrontation! Wenn du ins Gespräch mit Einheimischen kommst, sprich die Probleme, die du selbst siehst, an, um das Bewusstsein der Locals zu schärfen

So gelingt deine Bali Reise trotzdem!

Versteh mich nicht falsch! Bali ist immer noch eine Reise wert. Um eine etwas entspannteres Bali zu genießen, musst du auf die beste Reisezeit für Bali achten und außerhalb der Hauptsaison hinfahren. Zusätzlich sollte man sich einfach mental drauf einstellen, dass nicht hinter jeder Ecke ein einsamer, Palmen gesäumter Sandstrand wartet, sondern einfach viele Besucher auf der Insel sind, die alle ein Stück vom Paradies wollen. Und natürlich hilft es, dem Ballungsraum um Kuta nach Ankunft schnellstmöglich zu verlassen und Richtung Norden oder Süden zu pilgern. Wenn dich das alles trotzdem etwas abschreckt, versuche doch einfach die Nachbarinsel Lombok. Dort wartet eine indonesische Insel, die aussieht wie Bali vor 15 Jahren. Oder schaue dir andere Ziele in Asien an, die noch unerschlossener sind, ein heißer Tipp dazu wäre Myanmar.


Weitere Tipps für deine Südostasien Rundreise:

 

© Copyright Bilder: Christian Schmidl – www.nachbalireisen.de / pixabay.com

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