Nepal

Nepal: Von Pokhara nach Landruk

11. Januar 2015
Anbaufelder rund um Annapurna

Tag 2 unserer neuntägigen Trekkingtour zum Annapurna Base Camp
Etappe: Von Pokhara nach Landruk

Nach einem typisch nepalesischen Frühstück sattelten wir unsere Rucksäcke und starten früh am Morgen unsere Trekkingtour zum Annapurna Base Camp. Neben Ratna, unserem Bergführer, begleiteten uns auch zwei jungen Nepalesen, die sich gerade in einer Art Ausbildung zum Bergführer befanden und auf unserer Wanderung zum Annapurna Base Camp als Träger fungierten. Zunächst fuhren wir mit dem Auto von Pokhara nach Phedi, dem Einstieg in die Route zum Annapurna Base Camp. Unsere Trekkingtour begann mit einem einstündigen unablässigen Aufstieg bei knapp 30 Grad und Sonne – unsere erste Bewährungsprobe. Wir kamen ordentlich ins Schniefen und Schnaufen. Von vielen anderen Trekkern habe ich erfahren, dass diese die Annapurna Route von Nayapul aus begonnen haben anstatt von Phedi, um die dortigen „Todestreppen“ zu umgehen. „Todestreppen“ ist meiner Meinung vielleicht etwas übertrieben, aber Nayapul bieten definitiv den einfacheren Einstieg in die Annapurna Base Camp Route. Da sich Nepal zum Zeitpunkt unseres Besuches jedoch gerade in den Wahlen befand und es vielfach zu Demonstrationen und Straßensperrungen kam, hatten wir mit Ratna beschlossen von Phedi aus zu starten, da hier eine Straßensperrung unwahrscheinlicher war.

Nach dem kräftezehrenden Aufstieg von Phedi wurde die Route jedoch gemächlicher. Wir durchquerten Reis- und Hirsefelder, Wälder und kleine Dörfer, in denen wir den Dorfbewohnern bei ihren alltäglichen Leben und Arbeiten zusehen durften. Hin und wieder mussten wir Flüsse überqueren, meist über eine wackelige Hängebrücke, was höchste Ansprüche an meine begrenzten motorischen Fähigkeiten stellte. Ich denke, dass dieser Abschnitt vor allem im Frühjahr/Sommer besonders reizvoll ist, weil das Landschaftsbild dann von Rhododendron Bäumen geschmückt wird. Im November sind diese jedoch schon verblüht.

Eigentlich hatte unser Routenplan vorgesehen, dass wir in Dhampus unseren ersten Stopp einlegen und übernachten sollten. Da wir aber recht flink vorankamen und Dhampus bereits am frühen Nachmittag erreichten (ich möchte mich wiederholt bei den Herstellern dieser herrlichen, Kräftebringenden Oatsnacks bedanken!), beschlossen wir kurzerhand unsere heutige Etappe zu erweitern und bis nach Landruk vorzustoßen. Nach einem leckeren Mittagessen mit Eiernudeln und Cola sattelten wir also unsere Rucksäcke und wanderten weiter durch die fantastische Bergwelt der Annapurna Region.

Blick auf das Annapurna Bergmassiv

Blick auf das Annapurna Bergmassiv Nepal.

Während unserer Wanderung unterhielten wir uns angeregt mit unserem Bergführer. Ratna berichtete uns vom Kastensystem in Nepal und wie er mit seiner Frau (zwangs-) verheiratet wurde. Das Prinzip der Zwangsheirat basierend auf einem Kastensystem ist mir von meinen langen Aufenthalt in Indien noch bekannt, dennoch bereitet mir das Thema immer Bauchweh. Ratna war jedoch folgender Meinung: „Man muss sich nicht vorher kennen oder lieben, um zu heiraten. Wenn man verheiratet ist, dann hat man ein gemeinsames Leben lang Zeit sich kennen und lieben zu lernen. Und das macht die Sache auch so interessant. Zudem sucht einem die Familie ja einen geeigneten Partner aus, der die gleiche Kaste hat und als Mann hat man auch Mitspracherecht. Ich liebe meine Frau und meine zwei Kinder über alles!“ Seine romantische Sichtweise der arrangierten Ehe machte mir mal wieder bewusst, dass es einfach nicht richtig ist ein fremdes System oder eine fremde Kultur zu verurteilen. Ratna ist glücklich in seiner Ehe und mit seiner Familie. Sicherlich gibt es auch Negativbeispiele, aber die gibt’s es auch bei uns in Deutschland, und das nicht zu knapp…

Die Dorfbewohner, die wir auf unserer Route zum Annapurna Base Camp trafen, zeigten großes Interesse an uns. Wir wurden viel angesprochen, natürlich auch angebettelt. So kam es sogar dazu, dass ein kleines Mädchen mit einem Engelsgleichen Gesicht sich als kleiner Teufel entpuppte und meiner Freundin in den Oberschenkel zwickte und in ihrer Tasche nach Geld fummelte. Das Bergdorf Landruk und unsere Unterkunft erreichten wir am späten Nachmittag. Es sollte die letzte Unterkunft mit warmem Wasser für die nächsten Tage sein. Hier trafen wir auch auf Bob, einen amerikanischen Touristen und Hobby-Wanderer, der sich recht abgeneigt über unsere Nationalität unterhielt. Bob, wenn du das liest und übersetzen kannst: „Nicht alle Deutschen sind Nazis. Nicht alle Deutschen trinken ausschließlich Bier und sind strohblond. Aber vielen Dank für deine wunderschön ausgearbeiteten Stereotypen, du Arsch!“

Zurück zum Thema… Wir ließen uns durch Bob nicht die Laune vermiesen. Unsere Unterkunft in Landruk bot uns an diesem Abend ein wunderschönes Bergpanorama bei Sonnenuntergang. Nachdem die Sonne in einem prächtigen Rot hinter den Bergen verschwunden war, wurde es schlagartig kalt. Zum Aufwärmen und gegen den Muskelkater brachte uns unser Bergführer Ratna den typisch nepalesischen „Millet Wine“, ein Hirseschnaps, der in den hiesigen Bergdörfern hergestellt wird. Ein grauenhaftes Getränk, wenn ihr mich fragt. Letztlich ist der Geschmack nicht anderes, als würdet ihr eine Hand voll Erde mit Vodka erwärmen, Prost! Zum Abendessen gab es traditionelles Dal Bhat, ein Linsencurry, das mit Reis und Gemüse gereicht wird. Später schliefen wir total erschöpft auf einer Holzpritsche in unseren geliehenen Daunenschlafsäcken ein. Die erste Etappe zum Annapurna Base Camp war geschafft!

Galerie

Annapurna Base Camp Trekking

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Für die Planung meiner Nepal Reise habe ich den Stefan Loose Reiseführer Nepal verwendet.

Bilder:  © Doreen Schollmeier

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