Klettersteige am Wilden Kaiser: Dieser Routenvorschlag führt dich über luftige Pfade und den Gamsängersteig zum höchsten Gipfel im Kaisergebirge, der Ellmauer Halt. Über den anspruchsvolleren Kaiserschützensteig, dem längsten Klettersteig im Wilden Kaiser, kannst du die Tour zu einer abwechslungsreichen Rundwanderung von ca. 10-12 Stunden verbinden. Die Route bietet alles, was das Wander-Herz begehrt: Traumhafte Weitblicke, herausfordernde Klettersteigpassagen und kräftezehrende Schuttfelder.
Wandern und Klettersteige am Wilden Kaiser
Kaum eine andere Wanderregion in Österreich ist so markant und einprägsam wie das Kaisergebirge. Bisher habe die Region nur im Winter mit dem Snowboard erkundet. Doch der Wilde Kaiser hat mehr zu bieten als rasante Skipisten: Anspruchsvolle Kletterrouten, tolle Wanderwege, urige Hütten und aussichtsreiche Klettersteige warten auf dich.
In diesem Beitrag möchte ich euch die abwechslungsreiche Wanderung zur Ellmauer Halt und Gamshalt über den Gamsängersteig und Kaiserschützensteig vorstellen. inklusive Klettersteig, traumhaften Weitblick und Schuttfeldern auf und um den höchsten Gipfel im Wilden Kaiser vorstellen. Die Route führt euch von der Wochenbrunner Alm über den Gamsängersteig auf die Ellmaur Halt und über den Kaiserschützensteig zurück. Die Route kann gut mit einer Hüttenwanderung am Wilden Kaiser kombiniert werden.
Die Route im Überblick
Wegpunkte: Wochenbrunner Alm – Gruttenhütte – Ellmauer Halt (via Gamsängersteig) – Gamshalt (via Kaiserschützensteig) – Rote Rinne – Gruttenhütte – Wochenbrunner Alm
Dauer: 10-12 Stunden
Kondition: schwer
Technik: mittel (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich)
Klettersteige: Gamsängersteig (B/C) und Kaiserschützensteig (B/C)
Benötige Ausrüstung: Steinschlaghelm, Klettersteigsetz, Bergschuhe, Handschuhe
Klettersteige am Wilden Kaiser:
Auf den höchsten Gipfel im Kaisergebirge
Ausgangspunkt: Die abwechslungsreiche Wanderung auf den höchsten Gipfel im Kaisergebirge beginnt am Wanderparkplatz der Wochenbrunner Alm (1.085 m). Dorthin gelangst du über eine gebührenpflichtige Serpentine von Ellmau (4,- €) aus. Es stehen ausreichend Parkflächen zur Verfügung und die Parkgebühr ist in den Mautkosten inbegriffen.
Von Wochenbrunner Alm (1.085 m) zur Gruttenhütte (1.619 m)
Von der Wochenbrunner Alm folgst du der Beschilderung „Guttenhütte“ über einen schattigen Waldwanderweg. Nachdem du den dichten Wald verlassen und das erste, für den Wilden Kaiser so charakteristische, Schuttfeld überwunden hast, kannst du einen ersten Blick auf die schöne Gruttenhütte werfen. Sie wurde malerisch an der Südseite des Wilden Kaisers erbaut und eignet sich hervorragend für eine erste Rast. Genieße den fantastischen Weitbick auf die Kitzbühler Alpen und den schneebedeckten Gipfel des Großvenediger von der Terrasse der Hütte.
Tipp: Wenn du eine mehrtägige Hüttenwanderung planst, kannst du all dein unnötiges Gepäck (z.B. Handtuch, Hüttenschlafsack) in der Gruttenhütte zurücklassen. So wandert es sich deutlich leichter. Fülle hier auch noch einmal deine Wasservorräte auf, denn auf der Route gibt es keinerlei Einkehrmöglichkeiten oder Wasserquellen.
Dauer: 1 Stunde
Über den Gamsängersteig (B/C) zur Ellmauer Halt (2.344 m)
Direkt an der Gruttenhütte beginnt die Wanderung zum höchsten Gipfel im Wilden Kaiser, folge dazu der Beschilderung „Ellmauer Halt“. Zunächst führt der Weg noch gemächlich über einen schmalen Pfad und ein großes Schuttkar an einer Steilwand entlang bis zum Einstieg in den Gamsängersteig (1.880 m). Spätestens dort solltest du nun deinen Klettergurt anlegen und einen Steinschlaghelm tragen. Der Klettersteig ist mit B/C ausgewiesen und führt verwinkelt direkt auf den Gipfel der Ellmauer Halt.
Der Weg verläuft zunächst luftig und teilweise drahtseilversichert in leichten Auf und Ab entlang der Steilwand (A). Eine Versicherung mit dem Klettersteigset ist nicht zwangsläufig nötig, kann bei dem schwindelerregenden Blick aber auch nicht schaden. Vor allem im letzten Abschnitt der Passage solltest du auf Steinschlag Acht geben, wenn Wanderer vor und über dir sind.
Der Weg entlang der Steilwand führt untermittelbar zur berühmten Jägerwand (A/B), einer mit Drahtseil und 74 Steigbügeln versicherten Senkrechtwand. Die Jägerwand bietet nicht besonders viel Platz beim Auf- und Abstieg, ist aber nicht sonderlich schwierig.
Der Gamsängersteig führt nun über zunehmend steile Klettersteigpassagen (A/B) und der ein oder anderen ungesicherten, aber nicht wirklich schwierigen Kletterstelle (I) bergauf. Hier solltest du nun spätestens Gebrauch von deinem Klettersteigset machen. Zwischendurch lohnt ein Blick zurück auf das fantastische Bergpanorama. Am Ende der Klettersteigpassage wartet eine Schlüsselstelle (B) auf dich, die du über zwei Varianten überwinden kannst. Entweder durchsteigst du links die Schlucht über eine überhängende Leiter oder du kletterst rechts den steilen Kamin unter Zuhilfenahme der Tritteisen und Drahtseile entlang der luftigen Wand empor.
Hinter der Schlüsselstelle ist es nun nicht mehr weit bis zum höchsten Gipfel im Wilden Kaiser. Über ein kurzes Schotterfeld, vorbei an einem Not-Biwak, und einer letzten Klettersteigpassage (A) erreichst du den Gipfel des Ellmauer Halt und genießt ein wundervolles 360° Panorama. Von hier aus kannst du all die berühmten Gipfel des Kaisergebirges identifizieren: Ackerlspitze, Sonneck, Kaiserkopf, Tuxeck und die Karlspitzen. Bei guter Sicht reicht der Fernblick bis zu den Zillertaler und Stubaier Alpen. Genieße den Anblick bei einer Rast und vergiss nicht das obligatorisch Foto von dir am Gipfelkreuz!
Hinweis: Wenn die der Aufstieg über den Gamsängersteig zum Ellmauer Halt bereits Schwierigkeiten bereitet hat, solltest du den geplanten Kaiserschützensteig auf ein anderes Mal verschieben und besser über den Aufstiegsweg zurück zur Gruttenhütte absteigen.
Dauer: 2,5 Stunden (aufgrund der Beliebtheit kann es am Klettersteig zu Wartezeiten kommen, die du unbedingt mit einkalkulieren musst)
Über den Kaiserschützen Klettersteig zum Gamshalt (2.292 m) zum Oberen Scharlingerboden
Direkt unterhalb des Gipfels der Ellmauer Halt beginnt der Einstieg in den Kaiserschützen Klettersteig (Nr. 820), dem längsten Klettersteig im Wilden Kaiser mit einem ausgewiesenen Schwierigkeitsgrad von B/C. Der Steig führt dich nordwestlich über die gesamte Haltkette mit der Gamshalt (2.292 m) und (sofern noch Kraft und Tageslicht vorhanden) zur Kleinen Halt (2.116 m).
Der Kasierschützensteig geht zunächst am Drahtseil versichert einige Meter hinab. Auf dem Weg zum nächsten Gipfel musst du eine Felsnadeln umklettern und eine ausgesetzt Felsspalte überwinden, wa mir etwas Mut abverlangte. Anschließend führt dich der schmale aber unkomplizierte Pfad entlang einer Steilkante mit schweißtreibendem Tiefblick direkt zum Gipfel der Gamshalt.
Nach dem Gipfelfoto geht es nun über eine grüne Mulde zwischen Ellmauer Halt und Gamshalt in Serpentinen steil bergab, teils über Schutt und teils über Wiesen. Mit etwas Glück kannst du hier wilde Gämse in freier Wildbahn beobachten, die dem Gipfel seinen Namen geliehen haben. Achte auf dem steilen Grashang auf Steinschlag durch voranschreitende Wanderer oder wilde Gämse.
Anschließend nimmt der Schwierigkeitsgrad des Kaiserschützen Klettersteiges zu. So wirst du unter anderem mehrere schmale Rinne und eine ungesicherte Querung mit Tiefenblick über Stahlstifte überqueren müssen. Alles halb so wild, wenn du Schwindelfrei und Trittsicher bist. Einen Alternativweg gibt es jedoch nicht.
Nach der letzten Schlüsselstelle führt der Kaiserschützensteig über die Grüne Rinne bergab. Solltest du noch ausreichend Kraft, Zeit und Lust für einen weiteren Gipfel haben, so kannst du die Haltplatte komplettieren und zusätzlich auch noch die Kleine Halt (2.116 m) mitnehmen. Der Weg dorthin zweigt unmittelbar nach der letzten Schlüsselstelle (1.980 m) rechts ab und führt dich leicht ausgesetzt und mit etwas Kraxelei (Schwierigkeit I-) direkt zum Gipfel. Der Abstieg erfolgt über den Aufstiegsweg und mündet wieder in die Grüne Rinne.
Ganz egal, ob du dich für den direkten Weg oder einen Abstecher zur Kleinen Halt entscheidest, der Kaiserschützen Klettersteig verläuft über die Grüne Rinne. Am Ende der Rinne wartet eine letzte Klettersteig Passage entlang einer Steilwand auf dich, welche aber durchweg gut versichert ist. Da es hier und da an Tritten mangelt, überwindest du diese Passage am besten, indem du dich mit den Füßen gegen die Felswand stemmst. Anschließend geht es am Drahtseil versichert hinab bis zum einem großen Schuttfeld namens „Ober Scharlingerboden“, wo der Kaiserschützensteig endet.
Dauer: 3,5 Stunden
Oberer Scharlingerboden (1.270 m) – Rote Rinnscharte – Gruttenhütte (1.619 m)
Der Weg Nr. 813 führt nun über ein riesiges Schuttfeld bergauf und wird umrahmt durch imposante Felswände bis zur sogenannten Roten Rinnscharte. Die Verwendung von Trekkingstöcken ist bei dem mühsamen Aufstieg ratsam, da der Boden sehr rutschig ist und die kleinen Kieselsteine schnell in Bewegung geraten. Vor allem im letzten Drittel geht es steil bergauf und du solltest auf Steinschlag achten. Ein Blick auf die Hänge der Felswände und das Schuttfeld lohnt auch, denn bestimmt entdeckst du ein paar Gämse.
Am Ende des ungemütlichen Schuttfeldes beginnt der markierte Steig in die Rote Rinnscharte. Der steile Aufstieg über Geröll ist ebenfalls Steinschlag gefährdet und etwas trügerisch. Am besten du hältst dich vorrangig unter den Felswänden auf, wo der Steig auch mit Drahtseilen gesichert ist. Die Rote Rinnscharte mündet in eine kurze Steilwand, die du gesichert an einem Drahtseil überwinden musst. Der Klettersteig führt anschließend direkt an die markante Jägerwand (A/B), welche du bereits am Morgen schon einmal überwunden hast. Dieses Mal steigst du die wackeligen Steigeisen jedoch hinab und folgst dem Weg zurück entlang der Steilwand und über das Schuttfeld bis zur Gruttenhütte. Ab hier entspricht der Abstiegsweg dem Aufstiegsweg und du kannst bis zum Wanderparkplatz an der Wochenbrunner Alm durchwandern oder aber eine Nacht in der urigen Gruttenhütte verbringen.
Dauer: 2,5 Stunden
Übernachtungsmöglichkeit: Gruttenhütte
Die urige Gruttenhütte liegt malerisch an der Südseite des Wilden Kaisers und ermöglicht fantastische Weitblicke von der großen Terrasse. Die Hütte bietet Platz für 108 Wanderer im Notlager und 48 Wanderer in Mehrbettzimmern. Aufgrund der Beliebtheit der Hütte und der leichten Zugänglichkeit von Ellmau ist es ratsam, rechtzeitig einen Übernachtungsplatz zu reservieren. Da die Hüttenwirte nicht verlässlich auf E-Mails reagieren, empfehle ich dir die Reservierung per Telefon vorzunehmen. Die Übernachtung im Lager kostet 18,- € bzw. 9,- € als DAV Mitglied.
Von der Gruttenhütte aus lassen sich am Folgetag weitere Halb- und Ganztageswanderungen realisieren. Hier eine Auswahl:
▸3-tägige Hüttenwanderung am Wilden Kaiser
▸5-tägige Hüttenwanderung am Wilden Kaiser
▸Vom Hintersteiner See zum Stripsenjochhaus
▸Von Elmauer zur Hinteren Goinger Halt
Noch mehr Lust auf Wandern?
Auf meinem fernsuchtblog.de findest du weitere Routenvorschläge zum Nachwandern:
▸Zu Fuß über die Alpen (E5)
▸Hüttenwanderung Reiter Alpe (2 Tage)
▸Bike & Hike im Karwendelgebirge
▸Hüttenwanderung Karwendelgebirge
▸Wank Rundwanderung
Bilder: © Doreen Schollmeier / Sebastian Semmler
Hallo Isolde,
sehr interessanter und informativer Bericht.
Die Gegend muss ich mir unbedingt mal ansehen.
Die tollen Bilder motivieren sehr, man möchte sofort los starten.
Schöne Grüße
Sabine von http://www.moosbrugger-climbing.com