Heute nimmt uns Reisebloggerin Sina von ferndurst.de mit in den Norden Portugals. In ihrem Gastartikel berichtet sie von ihrer zweiwöchigen Rundreise von Lissabon über Porto bis ins Douro-Tal – inklusive toller Insidertipps für den Norden Portugals.
Der Norden Portugals: Insidertipps
Im Sommer geht es für viele Urlauber an die Algarve, Portugals Mittelmeerküste mit seine hellen Stränden, dem seichten, warmen Wasser und tausenden von Unterkünften. Darauf hatte ich irgendwie keine Lust. Alles, was ich gelesen hatte, wirkte zu touristisch, auch wenn Bekannte oder Kollegen immer wieder von der Algarve schwärmten. Wir entschieden uns dagegen.
Unseren zweiwöchigen Sommerurlaub verbrachten wir im Norden des Landes und reisten von Lissabon nach Porto und weiter ins Douro-Tal. Unterwegs machten wir Halt im Fischerdorf Nazaré, das in einer Bucht direkt am störrischen, arschkalten und tiefblauen Atlantik liegt.
Hier verrate ich euch meine Insidertipps für den Norden Portugals:
1. Station Lissabon – meine Highlights
Nach Lissabon würde ich immer wieder fahren. Die Stadt ist herrlich, nicht objektiv wunderschön wie Paris, aber vielseitig, günstig, lässig und ungezwungen. Hier kann man loslassen, sich vom Reiseführer trennen, einfach durch die Gegend schlendern und entstressen. Die Stadt ist nicht groß im Vergleich zu Berlin oder Rom. Nach zwei Tagen hatten wir das Gefühl, eine alte Bekannte zu treffen, ein Insider zu sein: Wir waren in der hügeligen Innenstadt „Baixa“, sind runtergeschlendert zum breiten Tejo, vorbei am Placa de Commercio und abends im verwinkelten Ausgehviertel Bairro Alto gelandet.
Am nächsten Tag ging es in das älteste Viertel der Stadt, in die Alfama, wo wir das tolle Restaurant Chapitô à mesa entdeckten und „with a view“ speisten (Lissabon ist übrigens die Stadt der Ausblicke: überall gibt es Aussichtsplattformen, von denen man einen romantischen Blick über die weiße Stadt am Tejo, wie Lissabon oft genannt wird, hat).
Den dritten Tag verbrachten wir mit der Organisation „We hate Tourism Tours“ und erkundeten im Jeep die Umgebung Lissabons. Die mystische Stadt Sintra mit ihren verwunschenen Schlössern, Wälder und Gärten, und der westlichste Punkt Europas, Cabo da Roca, mit hohen Klippen und tosenden Wellen sind definitiv einen Besuch wert und haben uns umgehauen!
Auch der Atlantik ist von Lissabon aus gut zu erreichen und bietet ordentlich Abkühlung, wenn die Sonne vom Himmel kracht. Mehr Insidertipps auf Ferndurst.
2. Station Nazaré – meine Highlights
Zugegeben, zuerst wollte ich nichts als weg von diesem „Fischerdörfchen“, das so gar nichts mit einem beschaulichen Plätzchen gemein hatte. Touristen schoben sich an der Strandpromenade entlang und blockierten gemeinsam mit den bunten Souvenir-Shops die gesamte Straße. Leider lag unser Hotel mit Meerblick (klang so schön) direkt an dieser, ich sag mal belebten, Ecke. Der Lärm war gigantisch. Der Stressfaktor enorm. Wir packten schnell unsere Strandsachen und liefen die paar Meter zur Bucht, ergatterten einen Zentimeter freie Fläche und froren uns den Po ab. Es war windig, wie nichts Gutes!
Bevor ihr jetzt denkt „Und warum empfiehlt sie uns das?“ muss ich euch sagen: Nazaré hat 2 Seiten. Ja es ist windig, aber dafür gibt es überall in den dann doch sehr hilfreichen Souvenirläden, Windschutz zu kaufen. Ja, es sind viele Touristen hier, aber das sind größtenteils Portugiesen, weshalb man trotzdem irgendwie ins echte portugiesische (Ferien-)leben hineingeworfen wird. Die Gassen im Dorf selbst, abseits der Strandpromenade, sind urig, verwinkelt, überall locken kleine Restaurants. Draußen steht schon der Grill bereit, der frisch geangelte Fisch wartet darauf, gebrutzelt zu werden. Es gibt schnörkellose Frühstückscafé mit diesen leckeren portugiesischen Küchlein in der Glasvitrine. Jeden Morgen ruft ein großer, überdachter Markt nach Touristen und Bewohnern, um sie mit buntem Gemüse, süßem Obst und viel, viel Fisch für den Tag zu versorgen – und das Beste: Abends kann man den wunderbaren Sonnenuntergang von der Klippe aus beobachten, die die Bucht von Nazaré einrahmt. Dazu fährt man einfach mit der Seilbahn hoch in das Viertel Sitio, schlängelt sich an den weißen, mediterranen Häusern vorbei bis zur Spitze des Berges und sucht sich ein ruhiges, wenn auch windiges, Plätzchen. Und wenn man Glück hat, hat man diese Aussicht ganz für sich allein.
3. Station Porto – meine Highlights
Porto ist ganz anders als Lissabon, viel verwinkelter, uriger, nicht so schnell überschaubar, weniger kosmopolitisch, aber weitaus romantischer. Wenn man vom platten Land kommt, ist schon die Fahrt mit dem Bus ein Traum: Es wird bergiger, grüner und irgendwann breitet sich der massive Fluss Douro unter dir aus, schiebt sich beschwerlich dahin und teilt Porto von seinem Nachbarstädtchen Villa Nova de Gaia. Die vielen Brücken verbinden die beiden Städte. Das alles ergibt eine prächtige Kulisse, an der man sich kaum sattsehen kann. Der Douro mündet am Ende der Stadt in den Atlantik, deshalb hat Porto auch einen langen Stadtstrand, der weniger paradiesisch ist, dafür aber familiär – und wieder einmal ist es hier sehr (!) windig. Wie gut, dass man sich schon in Nazaré einen Windschutz gekauft hat.
Mein Highlight war der erste Abend, den wir in Porto verbrachten: Mit dem Bus 500 fuhren wir vom Placa de Lisboa los, steil runter in das berühmte Riberia-Viertel mit den bunten, verwilderten Häuschen, und tuckerten gemächlich parallel zum Douro in Richtung Atlantik. An der Station „Gas“ stiegen wir aus und gingen zum holzgezimmerten Fährhaus. Dort kauften wir 2 Tickets für 2 Euro und ließen uns quer über den Fluss auf die gegenüberliegende Seite nach Afurada schippern. Hier war es gleich viel dörflicher, die portugiesischen Omas saßen in Plastikstühlen vor ihren Häusern, die Männer in der Dorfkneipe nebenan. Wir gingen in die Taberna do Sao Pedro, das uns von unserer wunderbaren AirBnB-Gastgeberin Monika empfohlen wurde, suchten uns einen Fisch aus der Vitrine aus und bekamen ihn frisch gegrillt inklusive Salat mit gegrillter Paprika und bestem Olivenöl auf unsere Teller. Dazu die obligatorische Karaffe Wein. Alles zusammen für weniger als 20 Euro (für 2 Personen!). Es war so gut, dass wir noch einmal herkamen. Mehr Geheimtipps auf Ferndurst.
4. Station – ein Ausflug ins Douro-Tal
Weinberge. Ganze Plantagen voll saftiger Trauben. Dazwischen der glitzernde Douro, der sich wie eine Schlange durch die hügelige Landschaft schiebt. Hin und wieder ein Weingut. Wenige Dörfer, noch weniger Häuser. So stellte ich mir das Douro-Tal vor, das größte Weinanbaugebiet im Norden Portugals, und genau so war es.
Für einen Tag fuhren wir ca. 2,5 Stunden mit der Regionalbahn vom Sao Bento Hauptbahnhof in Porto nach Pinhao, einem kleinen Dörfchen mitten in Portugal. (Info: Man kann auch eine organisierte Tour mit der Fähre buchen, das ist nur viel teurer und man ist weniger flexibel.) War es am Atlantik immer relativ frisch für August (ca. 20-25 Grad), bekamen wir hier die portugiesische Hitze zu spüren, 30 Grad im Schatten, die Sonne knallte vom Himmel, kein Lüftchen wehte. Es war wunderschön. Wir machten gleich eine Bootstour über den Douro, fuhren in kleinen Holzbooten weiter rein ins Tal, verließen die Zivilisation und sahen nichts außer Berge, Weinplantagen und ab und an eine verlassenes Weingut.
Im Anschluss aßen wir ein deftiges portugiesisches ich-weiß-nicht-wieviel-Gänge-Menü im Ponto Grande, mit Fleisch en masse und gutem Portwein und rollten danach in das Weingut „Quinta da Foz“, um ein bisschen ins Weinanbau-Geschäft einzutauchen. Wir besichtigten die Produktionsräume und probierten die besten Vintage-Weine, bevor wir pappsatt, etwas weintrunken und von der Sonne beseelt in die Bimmelbahn Richtung Porto stiegen.
Rundreise durch den Norden Portugals – Transport
Wir sind komplett mit dem Bus unterwegs gewesen: sehr viele Linien, sehr günstig und komfortabel. Schaut mal auf rede-expressos.pt. Dort könnt ihr auch alle eure Tickets online buchen (sehr unkompliziert) oder auch immer vor Ort am Schalter (allerdings nicht für andere Startpunkte) – hier bekommt ihr manchmal sogar noch einen Rabatt, warum auch immer.
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