Rau, chaotisch, eigenwillig, poetisch und multikulturell: Die chilenische Küstenstadt Valparaíso verbindet all diese Adjektive in nur einen Stadt. Bunte Häuser, klapprige Seilbahnen und Labyrinth artige Straßenzüge, vollgeschmiert mit Graffiti Malereien, verteilen sich über die 45 Hügel der Stadt. Ein ungewöhnlicher Anblick, der nicht nur Touristen in diese Stadt zieht.
Schon seit jeher ist Valparaíso ein Schmelztiegel der Kulturen. Einst verfügte die Stadt über den bedeutendsten Hafen des Landes und wurde von Matrosen, Händler, Einwanderern und Prostituierten beheimatet, die ihre Spuren hinterlassen haben. Doch mit der Eröffnung des Panamakanals verlor Valparaíso seine Bedeutung im Überseehandel. Als Kulturhauptstadt Chiles zieht Valparaíso heute vor allem Poeten, Maler, Künstler und Hippies an. Der historische Stadtkern wurde 2003 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Valparaíso hat keine nennenswerten Sehenswürdigkeiten, verfügt über keinerlei bedeutende Bauwerke oder Monumente. Die 300.000 Einwohner große Hafenstadt am Pazifik ist ein Gesamtkunstwerk – eben weil sie so herrlich unperfekt ist, sich nicht rausputzt oder verstellt. Hier und da riecht sich nach Hundekot, Fisch oder Urin. Nur 120 Kilometer von Santiago de Chile entfernt ist sie mit den kunterbunten Wellblechfassaden und herausragenden Wandgemälden von Graffiti-Größen wie Inti ein lohnenswertes Ausflugziel. Doch warum gibt es in Valparaíso eigentlich so viele Graffitis? Regelmäßig wurden die Häuser der Hafenstadt illegal mit hässlicheren Schmierereien verschandelt, ein kostspieliges Unterfangen für die Hausbesitzer. So entschied sich die Stadt den Spieß umzudrehen und offiziell Künstler zu beauftragen, die die Wände und Treppen auf legalem Wege mit stillvoller Streetart bemalen sollten.
Valparaíso erkunden mit den 15 Ascensores
Am besten erkundest du die eigenwillige Hafenstadt zu Fuß. Valparaíso ist ein Paradies für all jene, die eine Stadt gern auf eigene Faust erkunden ohne Angst davor zu haben, sich hemmungslos zu verlaufen. In dem Labyrinth aus verwinkelten Gassen, steilen Serpentinen hinauf zu den Hügeln, den sogenannten Cerros, kannst du an jeder Ecke eine interessante Malereien, hippe Cafés oder phänomenale Aussichtsplattformen entdecken. Langweilig wird es dir hier sicher nicht!
Und das Beste ist: Wenn dir auf deinem Streifzug durch Valparaíso die Puste ausgeht, kannst du dich einfach mit einem der 15 Aufzüge (Acensores) auf die Cerros befördern lassen. Die meisten der Seilbahnen haben schon einige Jahre auf dem Buckel und erfordern etwas Mut und Vertrauen.
Streifzug durch Valparaíso:
Diese 5 Hügel sollest du nicht verpassen!
#1 Cerro Concepción
Der Cerro Concepción ist einer der beliebtesten Anlaufpunkt für Touristen aufgrund seiner zahlreichen Bars, Restaurants und Aussichtspunkte. Es war einer der Hügel, die als erstes besiedelt wurden, vorrangig durch Deutsche und Engländer. Empfehlenswert ist der Paseo Atkinson mit dem Aussichtspunkt Mirador Atkinson. Letzterer bietet einen wundervollen Ausblick auf die Hafenstadt und das dahinterliegende, raue Meer. Der Mirador gibt den Blick auf ein überdimensionales Graffiti des namenhaften Künstlers Inti frei, das sich über mehrere Häuserwände erstreckt. Auf dem Panoramaweg wirst du zudem auf wunderschöne Kolonialhäuser stoßen. In den verwinkelten Gassen riecht es hier und da unangenehm nach Hundekot und Urin – er „Charme“ eine Hafenstadt.
Vom Paseo Atkinson ist es nur ein Katzensprung bis zum Paseo Gervasoni, die nur so zugepflastert ist mit kunterbunten Graffitis jedweder Art. Du wirst gar nicht wissen, welche Seitengasse du als ersten erkunden möchtest und ehe du dich versiehst, hast du dich zwischen den kunstvollen Wandmalereien verlaufen. Besonders gut hat mir persönlich die Calle Tempelman gefallen. Eine lange Treppe, jede Stufe in einer anderen Farbe, führt dich steil hinauf, vorbei an verspielten Graffitis und einer Bank, die über die ganze Breite den Slogan „We are not hippies, we are happies“ trägt. Ein idealer Ort für eine kurze Rast. Die darüber verlaufende Querstraße beheimatet zahlreiche kleine Cafés und niedliche Hostels.
#2 Cerro Alegre
Kunterbunt und multikulturell, das ist der Cerro Alegre. An jeder Ecke haben sich Künstler mit Ausstellungen und Ateliers niedergelassen. Zudem gibt es kleine Manufakturen und außergewöhnliche Shops. Auch vom Cerro Alegre erhältst du einen fabelhaften Ausblick auf den Hafen und die Stadt. Über den Paseo Yugoeslavo gelangst du zu einem der schönsten Aufzüge der Stadt, dem Acensor El Peral, und zu dem märchenhaften Jugendstil Gebäude, welches das Museo de Belas Artes beheimatet. Auch sehr empfehlenswert sind ein Besuch der Klaviertreppe in der Calle Beethoven sowie die kunterbunten Treppen der Calle Urrida und Calle Galvez. Hier haben Künstler Minitaur Versionen ihres geliebten „Valpo“ an die Wand gebracht.
#3 Cerro Pantéon
Der Cerro Panteón beheimatet drei außergewöhnlich schöne Friedhöfe, denen du nicht nur wegen der fantastischen Aussicht einen Besuch abstatten solltest. Auf den Cerro Pantéon und zu den Friedhöfen gelangst du nur zu Fuß, einen Aufzug gibt es hier nicht. Ich empfehle dir den Aufstieg über die künstlerische, steile Treppen der Calle Pedro, die über und über mit Mosaiken und glitzernden Fliesen verziert wurden. Den Einstieg markiert dir ein großes Van Gogh Graffiti in der Calle Almirante.
Oben angekommen, solltest du sowohl den Cémentrio Católico als auch den Cémentrio de Disidentes erkunden. Auf dem Zweiten liegen vorrangig europäische Einwanderer und auf den kunstvollen Grabsteinen wirst du die ein oder anderen deutschsprachige Inschriften entdecken können.
#4 Cerro Artillería
Den wohl schönsten Blick auf den geschäftigen Hafen von Valparaíso und die raue See bekommst du zweifelsohne vom Paseo 21 de Mayo auf dem Cerro Artillería. Dorthin gelangst du entweder über eine steile Serpentine, vorbei an prächtigen Kolonialbauten, oder aber du nimmst den klapprigen Acensor Artillera vom Plaza Aduana, der die 50 Meter hinauf befördert. Auf dem Mirador angekommen, geht es reichlich geschäftig zu und zahlreiche Stände offerieren ihr Kunsthandwerk an Touristen und Besucher. Hier oben befindet sich auch das Marine Museum.
#5 Cerro Bellavista
Einen anderen Blick auf das sonst so schmuddelige Valparaíso bietet das gehobene Viertel Cerro Bellavista. Dieser Hügel ist die Heimat vieler Künstler und besteht aus zahlreichen schönen Wohnhäusern, Parks und Aussichtspunkt.
Besonders stolz sind die Einheimischen auf La Sebastiana, dem einstigen Haus der Nobelpreisträgers Pablo Neruda. Das eigenwillige Bauwerk ist öffentlich zugänglich.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Valparaíso
- Frei lebende Seelöwen am Strand von „El Barón“ beobachten.
- Das beste Eis Chiles probieren im „Emporia la Rossa“
- Frischen Fisch essen in der Calle Cochrane und Umgebung.
- Das bunte Treiben auf dem Plaza Sotomayor beobachten.
Anreise nach Valparaíso
Nach Valparaíso gelangst du von Chiles Hauptstadt Santiago in nur 1,5 Stunden mit dem Bus. Die Fahrt kostet lediglich 3.000 CP und kann direkt am Schalter oder im Bus gekauft werden. Die meisten Busse fahren im 15-Minuten Takt von der Metrostation Pajaritos ab.
Die Orte solltest du in Südamerika auf keinen Fall verpassen!
- Cusco: Atemlos in der Stadt der Inka
- El Chalten: Das Wanderparadies in Patagonien
- Perito Moreno Gletscher: Das blaue Wunder in Argentinien
- Salar de Uyuni: Salzwüste in Bolivien
- Arequipa: Die weiße Stadt Perus
- Machu Picchu: Die berühmten Inka Ruinen in Peru
- Isla del Sol: Sonneninsel im Titikakasee
- Das Heilige Tal der Inka
- Tambopata Nationalpark Peru: Die Heimat der großen Aras
- Huacachina: Oase in der Wüste von Peru
Bilder: © Doreen Schollmeier / Sebastian Semmler
HalliHallo, danke für deine Eindrücke !!! ich werde mich nun mal auf machen und Valparaiso mit deinen Tipps erkunden 🙂
Hallo Lotta,
wie schön dass dir meine Valparaiso Tipps helfen. Viel Spaß in der kunterbunten Stadt.
Liebe Grüße
Isolde MaReisen von fernsuchtblog.de