Sicherheit auf Reisen

Shit happens! Was tun gegen Reisediarrhö?

30. Oktober 2014
Was tun gegen Reisediarrhö

Wer als Backpacker in den Tropen unterwegs ist, der hat mit hoher Wahrscheinlichkeit auch schon einmal die leidliche Traveler-Krankheit Durchfall miterlebt, häufig auch als Reisediarrhö bezeichnet. Beschissenes Thema, ich weiß! Aber so ein Durchfall während einer Rucksackreise kann einem schon ziemlich die Tour vermasseln und ausbremsen. Und genau deshalb habe ich mir dazu entschlossen das Thema hier einmal aufzurollen. Was also kann ich als Backpacker tun, um Durchfall vorzubeugen?

Warum bekommen wir das?

Durchfallerkrankungen unter Reisenden in Asien und Co. sind alles andere als selten. Verunreinigtes Trinkwasser, schlechtes Essen oder unzureichende Hygienebedingungen führen häufig zu Erkrankung. Meist ist eine Reisediarrhö innerhalb von ein bis zwei Tagen „ausgesessen“, teilweise kann es einen aber auch recht übel erwischen. So wie mich in Indien, als ich mir einen waschechten Darmvirus eingefangen hatte und weder flüssige noch feste Nahrung bei mir behalten konnte. Nach 3 Tagen Selbstheilungsexperimenten landete ich für eine Woche in einem indischen Krankenhaus am Tropf (diese Erfahrung ist definitiv auch bald einen Bericht wert). Damit es euch nicht wie mir ergeht, habe ich folgend ein paar Tipps aufgelistet, die euch zwar nicht gegen Durchfallerkrankungen wie Reisediarrhö schützen aber zumindest das Risiko etwas mindern.

6 Tipps zur Vorbeugung von Reisediarrhö

(1) Boil it. Cook it. Peel it.

Diese Regel wird vielen Backpackern bereits ein Begriff sein. Iss niemals ungeschälte, unzureichend gekochte oder rohe Lebensmittel. Dies gilt vor allem für Fleisch und Fisch sowie für Obst und Gemüse.

Auf den Märkten in Asien werden einem die exotischsten Früchte angeboten, und wie die schmecken! Ich mag auf gar keinen Fall darauf verzichten! Und deshalb habe ich immer ein Taschenmesser dabei, um das Obst und Gemüse vor dem Verzehr zu schälen. Auf bereits aufgeschnittenes Obst und Kostproben sollte sicherheitshalber verzichtet werden, denn ihr wisst nie wer es bereits angefasst hat oder wie lange es dort schon so feilgeboten wird.

Fleisch und Fisch esse ich in Asien nur im gekochten oder gebratenen Zustand. Rohes Fleisch und roher Fisch sind für mich tabu. Zudem gilt es bei Fleisch und Fisch auf das Bauchgefühl zu hören. Geht euer Appetit auf den Fisch nach den ersten Bissen bereits verloren, dann kann das als Warnsignal des Körpers gedeutet werden. Auch solltet ihr auch Lebensmittel verzichten, die unangenehm riechen.

Auch Milchprodukte können tückisch sein, wenn diese nicht abgepackt sind. Ich versuche (wenn ich bei dieser Regel auch nicht ganz so absolutistisch bin) auf offenes Eis oder Milch zu verzichten und greife auf abgepacktes Eis am Stiel und Milch aus dem Tetrapack zurück. Wer in Indien unterwegs ist wird feststellen, dass der Jogurt hier ein wenig anders und leicht säuerlich schmeckt. Dieser Jogurt schimpft sich „Court“ und kann trotz dem gewöhnungsbedürftigen Geschmack meist ohne Probleme verzerrt werden.

(2) Augen auf beim Streetfood!

Komplett auf Straßenküchen zu verzichten ist natürlich weder schön noch nötig. Das Essen ist meist sehr lecker, landestypisch und zudem noch verdammt günstig. Und nicht selten habe ich mir auch schon in Restaurants etwas eingefangen, die einen sehr gepflegten und hygienisch unbedenklichen Eindruck gemacht haben. Das gute an Straßenküchen ist, dass man sich meist die Lebensmittel aussuchen kann, die man zubereitet haben möchte. Zudem wird in Asien viel im heißen Öl gebraten, was alle Bakterien abtötet. Von vorab gekochten Currys hingegen würde ich abraten, da die meist am Morgen zubereitet und dann mehrfach über den Tag hinweg aufgewärmt und wieder abgekühlt werden. Damit kann unser sensibler europäischer Magen meist nicht umgehen.

(3) Vorbeugende Medikamente

Wer viel auf Reisen ist kann sich mit Immunstärkenden Präparaten gegen Erkrankungen wie Durchfall schützen. Viele Traveler schwören auch auf sogenannte Probiotika. Ich persönlich bin kein großer Fan von vorbeugenden Medikamenten, nehme ungern Tabletten auf, obwohl ich gesund bin und habe deshalb auf meinen bisherigen Reisen immer darauf verzichtet. Aber das ist Geschmackssache und sicherlich auch davon abhängig, wie empfindlich ihr seid oder wie eng und vorkalkuliert der Zeitplan eurer Reise ist.

(4) Spülen mit Hochprozentigem

Lange Zeit habe ich diese Methode als Mythos gehalten, und vielleicht handelt es sich hierbei um eine rein psychologische Maßnahme, aber in Indien hat sich das Spülen mit Wodka und Co. bewährt. Früh und abends einen kleinen Schluck Hochprozentiges zu trinken räumt den Magen auf und tötet Bakterien ab (oder den Gedanken daran). Allerdings lasse in diesem Zusammenhang gesagt sein, dass es schöneres gibt als neben einen Reisepartner einzuschlafen, der morgens und abends nach Smirnoff riecht.

(5) Kein Wasser aus der Leitung

Das Leitungswasser in vielen asiatischen Ländern ist lange nicht mit der Wasserqualität in Deutschland zu vergleichen. Deshalb gilt: Niemals Wasser aus der Leitung zu sich nehmen, ganz gleich ob zum Trinken oder beim Zähneputzen.

Trinkwasser sollte man am besten nur aus geschlossenen Flaschen trinken. Aber auch hier gilt Vorsicht. In Indien beispielsweise werden einem häufig Wasserfalschen verkauft, die bereits geöffnet und mit Leitungswasser statt mit Trinkwasser gefüllt wurden. Ob eine Flasche original verschlossen oder nachgefüllt wurde erkennt man an der Kappe und (wenn vorhanden) an den Hygiene-Papierbändern.

Auf Leitungswasser zu verzichten bedeutet auch, dass man seine Getränke nicht mit Eiswürfeln kühlt. Eiswürfel werden meist ebenfalls mit verunreinigtem Leitungswasser hergestellt und die Bakterien werden durch den Gefrierprozess nicht abgetötet. Am besten man verzichtet einfach komplett auf Eiswürfel.

Auch beim Zähneputzen und Duschen kommt man mit Leitungswasser in Berührung. Beim Zähneputzen empfehle ich entweder ebenfalls mit dem Trinkwasser aus der Flasche zu spülen oder aber Leitungswasser vorab mit Wasseraufbereitungstabletten zu entkeimen. Das macht vor allem dann Sinn, wenn nicht ausreichend Trinkwasser in Flaschen vorhanden ist. Beispielsweise wird man bei einer Trekkingtour in Nepal ab einer bestimmten Höhe auf das Problem stoßen, dass man keine Wasserfalschen mehr kaufen kann. Hier macht es Sinn das Leistungswasser in einem Gefäß aufzufangen und dieses mit Reinigungstabletten zu entkeimen. Das schmeckt dann zwar etwas nach Chlor und ich würde es nur im Notfall trinken, aber fürs Zähneputzen reicht es allemal.

(6) Desinfektionsmittel

„Nicht ohne mein Desinfektionsmittel“ lautet die Devise! In Ländern wie Indien oder Nepal gehört es zur Essenkultur die Nahrung mit der rechten Hand anstatt mit Messer und Gabel zu sich zu nehmen. Dementsprechend sollte man immer etwas Desinfektionsspray oder –gel bei sich haben, um sich die Hände reinigen zu können. Allgemein verwende ich Desinfektionsmittel auf meinen Asienreisen sehr umfangreich an, um mir immer wieder die Hände zu reinigen, beispielsweise nach einem Toilettengang oder bei Kontakt mit Tieren.

Was tun wenn’s kommt?

Auf einer Rucksackreise durch Asien solltest du immer damit rechnen, dass du dir eine Reisediarrhö einfängst, ganz gleich wie vorsichtig du bist. Also erstmal keine Panik schieben, Durchfall ist eine typische Backpacker-Krankheit, die nahezu jeden Weltenbummler schon einmal erwischt hast. Solltest du also wirklich mit Reisediarrhö kämpfen, so gilt es viel zu trinken, am besten um die 3 Liter am Tag. Zudem solltest du dir Ruhe gönnen (auch wenn es schwer fällt) und deine Weiterreise wenn möglich um ein bis zwei Tage verschieben. Nicht verzichten solltest du auf Essen, auch wenn dir danach nicht der Sinn steht. Versuche es mit trockenem Reis oder Papayas.

Zudem kann man auf kleine Helferlein wie Immodium Akut etc. zurückgreifen, um die Symptome einer Reisediarrhö vorübergehend etwas abzuschwächen. Mittel wie Immodium Akut heilen nicht, sondern sorgen lediglich dafür, dass die Darmtätigkeit verlangsamt wird und man nicht im 15 Minuten Takt die Toilette aufsuchen muss. Die Einnahme von Immodium Akut macht also eigentlich nur dann Sinn, wenn ein Flug oder eine längere Fahrt bevorsteht. Letztlich schadet das Medikament aber eher dem Genesungsprozess, da die Keime durch die verlangsamte Darmaktivität auch länger in Darm bleiben. Wem es nach drei Tagen immer noch „beschissen“ geht, der sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Zusammengefasst gilt:

  • Auf rohes Fleisch und rohen Fisch verzichten!
  • Obst und Gemüse immer waschen, am besten schälen!
  • Hände regelmäßig desinfizieren!
  • Milchprodukte mit Vorsicht genießen!
  • Auf das Bauchgefühl hören!

Bilder: © Doreen Schollmeier

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3 Comments

  • Reply Katrin 7. März 2015 at 15:08

    ich hab auf meiner letzten Reise Vaprino ausprobiert, das hat einen anderen Wirkstoff als Imodium Akut. Mir wurde erklärt, dass der Darm nicht gehemmt wird, sondern ganz normal weiterarbeiten kann (normaler Stuhl anstatt Durchfall) und somit die Krankheitserreger ausgeschieden werden können. Bei mir hats geholfen.

  • Reply Andreas 20. Dezember 2017 at 0:02

    Es gibt ein „Gegenmittel“ gegen das Chlor. Man gibt zuerst die Chlotrablette ins Wasser, wartet 30 Min. bis 2h und dann gibt man das Mittel ins wasser, das das Chlor wieder neutralisiert. Das Wasser schmeckt dann fast neutral und man kann es problemlos trinken.

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