Mikroabenteuer

Abschalten im Urlaub – so geht’s!

24. August 2015
Zeit vergessen & Abschalten: 6 Tipps

Zeit ist ein wertvolles Gut. Vor allem in Deutschland. Stets sind wir bemüht so viel wie möglich aus unserer Zeit zu machen, jede Minute auszukosten und diese möglichst produktiv zu nutzen. Wir sind die Weltmeister der Pünktlichkeit. Das akademische Viertel war einmal. Wir sind Experten darin, 62 Stunden Aktivität in nur einen Tag zu packen. Ganz gleich ob Job oder Freizeit, das Thema Zeitmanagement spielt in Deutschland eine wichtige Rolle.

Und wenn ich so über mein eigenes Zeitmanagement im Alltag nachdenke wird mir wieder einmal bewusst: Ja, ich bin verdammt Deutsch!

Plane ich meinen Tagesablauf nicht auch akribisch, um Job, Freunde und Sport unter einen Hut zu bekommen? Schaue ich nicht auch tagtäglich in meinen Terminkalender und kratze alle letzten freien Tage zusammen, um diese dann ebenfalls vollzupacken? Wache ich nicht auch jeden Morgen mit dem Wecker-Klingeln zu einer mir fest diktierten Zeit auf, anstatt meinen Körper seinem eigenen Rhythmus zu überlassen? Auch wenn ich es ungern zu gebe: Ich bin Meister des Zeitmanagements!

Wenn ich reise, werde ich zum Zeit-Chamäleon.

Wenn ich reise, werde ich zum Zeit-Chamäleon.

Ich bin das Zeit-Chamäleon!

Doch dann gibt es diese Momente im Jahr, an denen ich mich aus meiner „deutschen Haut“ pelle wie eine sich häutende Schlange und das teuflische Streben nach der optimalen Zeitplanung hinter mit lasse: Die Reisezeit.

Beim Reisen tickt meine innere Uhr einfach anders. Dann verzichte ich auf Wecker, auf Ablaufpläne oder auf To-Do Listen. Wenn ich reise, gebe ich mich voll und ganz Land und Leuten hin, ohne der Reise meinen deutschen Zwang nach der maximalen Zeitausnutzung aufdrängen zu wollen. Wenn ich reise, werde ich zum Zeit-Chamäleon!

Andere Länder, andere Zeiten…

Natürlich ist es nicht immer leicht, tief verstrickte Gewohnheiten abzulegen. Auch nicht beim Reisen. Immer wieder gerne erinnere ich mich an meinen inneren Seelenkrieg während meines Praktikums in Indien, als ich schmerzlich feststellen musste, dass die Uhren in Asien einfach anders ticken. Im Supermarkt verbrachte ich meist 30 Minuten an der Kasse und wartete darauf, dass die freundliche Kassiererin ihren Plausch mit dem Kunden vor mir beendete, während sie die Waren nahezu im Zeitraffer abkassierte. In meinem Kopf malte ich mir alle möglichen Szenarien aus, wie ich diesen kläglich langsamen Prozess des Einkaufens beschleunigen könnte. Wollte ich heute nicht noch so viel erledigen?

Ebenso bei der Arbeit mit meinen indischen Kollegen musste ich schnell feststellen und akzeptieren, dass Deadlines einfach nie eingehalten wurden. Und das auch keiner daran stirbt, wenn dem so ist. Deadlines sind in Indien eher grobe Richtlinien.

Auch das Reisen in Indien benötigt Zeit. Strecken, die in Deutschland binnen 3 Stunden zurückgelegt werden, brauchen in Indien oftmals die doppelte oder gar dreifache Zeit. Man wartet stundenlang auf verspätete Züge und Busse; ohne digitale Anzeigen, ohne Durchsagen, ohne zu wissen, ob man heute überhaupt noch befördert wird. Zugfahrten von 24 Stunden Länge sind in Indien keine Seltenheit. Und das Interessante daran ist: Es scheint niemanden zu stören – außer die Touristen. Zeit ist eben relativ.

Wie Indien mir Zeit schenkte...

Wie Indien mir Zeit schenkte…

Doch um die kulturellen Unterschiede in Sachen Zeit am eigenen Leib zu spüren, muss man gar nicht so weit fliegen. Selbst in Spanien laufen wir Deutschen mit unserem Zeit-Fanatismus gegen eine Wand. „Manana!“ ist dort das Zauberwort, „Morgen!“ Denn was nicht heute wird, das wird eben erst morgen – vielleicht. Was uns Deutsche zur Weißglut bringt, ist in anderen Ländern schlichtweg normal.

Zum Glück gibt es auch Länder, die noch hektischer und Zeit-gesteuerter sind als wir. Da denke ich zum Beispiel an all die flinken und fleißigen Menschen in Japan und China, die tagtäglich durch die Mega-Citys strömen und im Akkord arbeiten. Nicht ohne Grund scheinen Japaner die Welt in nur 14 Tagen zu bereisen, denn Zeit ist Geld.

Wie Indien mir Zeit schenkte…

Zum Anfang habe ich in Indien viel Zeit damit verbracht, über meine verplemperte Zeit nachzudenken, mich über die gemütlichen Inder, lange Wartezeiten oder Unpünktlichkeit zu ärgern. Doch warum? Ist Zeit, die man mit dem Grübeln über die Zeit verbringt, nicht erst recht eine verschwendete Zeit? Erst nach und nach lernte ich meine freie Zeit zu genießen.

Ist es nicht verrückt, nein vielleicht sogar beängstigend, wie die Zeit uns Deutschen bestimmt? Sind wir wirklich Sklaven unserer Uhr oder eines Terminkalenders? Muss jeder Tag unseres Lebens maximal produktiv und ertragsreich genutzt werden?

Vielleicht! Doch umso wichtiger ist es, sich ab und an eine Auszeit zu gönnen und eben mal frei von Deadlines, Verabredungen und Verpflichtungen zu sein. Und wo geht das am besten, wenn nicht fernab unserer Komfortzone Deutschland?

It's not about having time. It's about making time.

It’s not about having time. It’s about making time.

It’s not about having time. It’s about making time.

Im Rahmen der Blogparade „Zeitmanagement: Zeit sparen, Zeit investieren – Wie macht ihr das?“ hat Andrea von we-are-curious.de dazu aufgerufen über das Zeitmanagement zu philosophieren. Wie sparen wir Zeit? Worin investieren wir Zeit? Was ist verschwendete Zeit?

Ich bin zuversichtlich, dass im Rahmen dieser Blogparade Unmengen von genialen Zeitmanagement Tipps zusammen kommen, die ich für mein alltägliches Leben in Deutschland nutzen kann, um weiterhin Sprachkurse neben dem Vollzeitkurs zu belegen, mich fortzubilden, Sport zu treiben und Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. Ich werde diese Zeitmanagement Tipps willig in mir aufsaugen, keine Frage.

Doch heute möchte ich mich viel mehr der Frage widmen, wie man sich vom Alltagstress lösen und im Urlaub mal so richtig abschalten kann, und zwar ohne Zeitdruck.
Zeit vergessen und Abschalten im Urlaub – so geht’s!

Abschalten im Urlaub: 6 Tipps

(1) Schließt ab! Wer wichtige Dinge geklärt hat, denkt im Urlaub auch weniger darüber nach. Macht euch also rechtzeitig eine Liste mit allen offenen Fragestellungen, Problemen und Aufgaben, die ihr bis zu deinem Urlaub gelöst haben möchtet. Das kann die Arbeit betreffen, aber auch Haushaltsangelegenheiten, unbezahlte Rechnungen oder Arzttermine. Arbeitet diese Liste kontinuierlich und rechtzeitig ab, bevor der Flieger in die Sonne abhebt. So stellst ihr sicher, dass ihr nicht gestresst in den Urlaub startet und euch auf Reisen den Kopf zerbrecht. Je besser die Vorbereitung eures Urlaubs, desto größer ist auch der Erholungseffekt!

(2) The person you have called is temporarily not available! Lasst euer Smartphone daheim und seid einfach eben mal nicht erreichbar. „Oh Gott!“ werden jetzt viele schreien – „Ich kann doch nicht ohne mein Handy auf Reisen gehen!“ Doch, das könnt ihr sehr wohl, ihr müsst es nur wollen! Mittlerweile sind wir weltweit vernetzt, Telefonzellen und Internetcafés gibt es bis in die hinterletzten Zipfel der Welt. Ein Lebenszeichen an die Daheimgebliebenen senden geht also fast von überall, auch ohne eigenes Handy. Wer sein Smartphone mit in den Urlaub nimmt läuft Gefahr, auch fernab von Deutschland mit heimischen Problemen geplagt zu werden. Die Folge: Ihr schaltet einfach nicht ab! Wer dennoch nicht auf sein eigenes mobiles Endgerät verzichten kann, der sollte auf ein altes, nicht Internet fähiges Handy zurückgreifen. Ihr werdet staunen, wie wenig ihr am Handy hängt, wenn Whatsapp, Facebook und Co. eben mal nicht funktionieren.

(3) Einfach mal die Fresse halten! Natürlich genießt ihr es, mit eurem Partner, der besten Freundin oder der Mama im Urlaub richtig viel Zeit zum Tratschen zu finden. Vielleicht schafft ihr es aber auch, dabei eben mal nicht über die Arbeit zu reden? Oder über den Hausbau? Oder über Geld? Meine Reisekodex besagt: Lass deinen Alltags-Ballast daheim! Trefft mir euren Mitreisenden eine Vereinbarung über „No-Go“ Themen, die im Urlaub nicht angesprochen werden dürfen.

(4) Nehmt euch Zeit! Während man in der ersten Urlaubswoche mit einer Gehirnhälfte doch noch in Deutschland hängt, setzt bei den meisten der tatsächliche Erholungsprozess erst ab der zweiten Woche ein. Gönnt euch eine längere Pause und verreist mindestens zwei Wochen!

(5) Seid aktiv! Wer so richtig abschalten möchte von den Problemen und Sorgen daheim, der muss sich ablenken. Häufig hilft ein Badeurlaub dabei nur geringfügig, denn während ihr stundenlang auf der Liege liegt und für die perfekte Urlaubsbräune brutzelt, hat der Kopf so unglaublich viel Zeit zum Nachdenken. Gibt eurem Hirn neuen Input und seid aktiv. Lernt Tauchen, geht Wandern oder Segeln, verprasst euer Geld beim Shoppen oder besucht schnuckelige Städte – Hauptsache anders!

(6) Die Welt dreht sich auch ohne euch weiter! Vielen fällt es schwer einfach mal loszulassen, vor allem was wichtige Projekte und Aufgaben im Büro angeht. Doch Hand aufs Herz: Dreht sich die Welt nicht auch einfach mal ohne euch weiter? Vertraut euren Kollegen ein bisschen mehr – sie werden euch sicher gebührend vertreten. Und nach eurem Urlaub könnt ihr das Ruder wieder mit neuer Kraft und Elan übernehmen.

Bilder:

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© Doreen Schollmeier

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