Borneo

Gunung Mulu Nationalpark: Höhlensysteme im Regenwald (Teil 1)

27. Dezember 2014
Deer Cave im Gunung Mulu Nationalpark

Ohne Zweifel war der Besuch im Gunung Mulu Nationalpark im Bundesstaat Sarawak neben unseren Tauchgängen um die Insel Sipadan das Highlight unserer Borneo Reise. Hier kommen Naturliebhaber und Tierfreunde absolut auf ihre Kosten, beispielsweise bei Wanderungen durch den Dschungel, beim Erforschen riesiger Höhlensysteme, beim Klettern und Wandern oder bei Outdoor Aktivitäten wie Caving und Rafting.

Wir verbrachten insgesamt 4 Tage im Gunung Mulu Nationalpark, dem größten Nationalpark im Bundesstaat Sarawak auf Borneo. Es gibt bisher nur zwei Transportmöglichkeiten, um in den Gunung Mulu Nationalpark zu gelangen: mit der Propellermaschine von Miri oder mit einem Jeep im Rahmen einer Ganztagesfahrt. Mit mehr Glück als Verstand erhaschten wir zwei Flugtickets für die 80-Mann fassende Propellermaschine und tauchten ein in eine unbeschreiblich faszinierende Regenwald Landschaft. Hier meine Reisebericht zum Gunung Mulu Nationalpark, viel Spaß beim Lesen!

Tag 1: Dschungelwanderung zum Lang Cave und Deer Cave

Mir stehen die Schweißperlen noch auf der Stirn, meine Haut ist kalkweiß und ich zittere am ganzen Körper. Propellermaschine fliegen ist wirklich nicht mein Ding, und erst recht nicht bei Regen! Doch leider gab es für uns keine andere Möglichkeit, in den Gunung Mulu Nationalpark zu gelangen. Im Nachhinein kann ich mit hundertprozentiger Sicherheit bestätigen, dass der Flug jede Schweißperle, jeden abgeknabberten Fingernagel und jede Träne wert war!

Kurz nach Ankunft an dem kleinen Flughafen des Gunung Mulu Nationalparks, der viel mehr an eine groß geratene Imbissbude erinnert, werden wir von einem Mitarbeiter zu unserer Unterkunft gefahren. Wir wohnen in einem umgebauten Langhaus, dem typischen Häusern der Ureinwohner Borneos. Unser Zimmer ist spartanisch eingerichtet, aber sauber. Es ist schwül, der Schweiß läuft uns über den Nacken, ohne dass wir uns bewegen. Direkt nach dem Mittagessen und einer kurzen Akklimatisierung treffen wir uns mit unserem heutigen Guide, der uns durch den dichten Regenwald zu zwei imposanten Höhlensystemen begleiten wird, dem Lang Cave und dem Deer Cave. Auf dem einstündigen Marsch zum Lang Cave zeigt uns unser Guide verschiedenste Insekten- und Vogelarten, die unser ungeschultes Auge mit Sicherheit übersehen hätte.

Der Long Cave ist, wie der Name bereits vermuten lässt, eine riesige Höhle. Bewaffnet mit einer Taschenlampe bahnen wir uns unseren Weg durch die gigantischen Stalaktiten und Stalagmiten. Das Ausmaß der Kalksteinformationen ist unbeschreiblich.

Auf dem Weg zur zweiten Höhlensystem, den Deer Caves, macht der Regenwald des Gunung Mulu Nationalparks seinen Namen alle Ehre. Es regnet so stark, dass selbst die riesigen Blätter der hiesigen Bäume keinen Schutz mehr bieten. Komplett durchnässt erreichen wir den imposanten Eingangsbereich des Deer Caves, welcher laut unserem Guide 170 m breit und 120 m hoch ist. Das Gestein im Eingang der Höhle erinnert an das Profil von Abraham Lincoln. Unser Guide erklärt uns des Weiteren, dass der Deer Caves als einer der größten Höhlensysteme der Welt gehandelt wird. Da der Deer Caves jedoch bisher noch nicht vollständig erforscht werden konnte, ist das tatsächliche Ausmaß des Höhlensystems noch fraglich. Sofort denke ich an die unfassbaren Szene aus dem Film „Sanctum“.

Nachdem wir die Eingangshalle des Deer Caves durchquert haben, steigt mir auch schon ein beißend unangenehmer Geruch in die Nase. Woher dieser Geruch stammt ist offensichtlich. Die Felsenwände des Deer Caves sind in einem dichten schwarzen Teppich mit Fledermäusen übersät, angeblich 2 Millionen Stück an der Zahl. Immer wieder fliegen ein paar Fledermäuse nur wenige Zentimeter an meinen Kopf vorbei. Meine Augen haben sich noch nicht an die Dunkelheit in der Höhle gewöhnt und ich klammere mich an meine Taschenlampe. Ich versuche nur durch den Mund zu atmen, denn der Geruch nach Fledermaus und deren Exkrementen ist alles andere als angenehm. Während wir uns unseren Weg durch den Deer Cave bahnen, leuchte ich konzentriert auf meine Füße und den unebenen Boden. Dabei muss ich zu meinem Leid feststellen, dass sich hier unzählige Kakerlaken angesammelt haben.

Nachdem wir die Deer Caves erkundet haben, laufen wir durch den dichten Regenwald auf einen seichten Hügel hinauf. Von hier aus haben wir freien Blick auf die Felsen, die den Deer Cave umgeben. Als die Dämmerung einsetzt, beginnt ein unfassbares Naturschauspiel. Tausende von Fledermäusen strömen aus den kleinen Öffnungen des Höhlensystems aus den Felsenwänden und begeben sich auf Nahrungssuche.

Bewaffnet mit unser Taschenlampe, einer Portion Mut und unseren vertrauenswürdigen Guide bahnen wir uns im stockfinsteren Regenwald unseren Weg. Aus jedem Winkel vernehmen wir Tiergeräusche, ein Knacken hier, ein Knistern da. Zurück in der Unterkunft bin ich überwältigt von den Impressionen unseres ersten Tages im Gunung Mulu Nationalpark und kontrolliere sicherheitshalber alle Ecken und Winkel unseres Zimmers nach ungewollten Mitbewohnern.

Tag 2: Langboot-Fahrt zum Wind Cave und Clear Water Cave, Wanderung durch den Regenwald zum Dschungelcamp

Am Morgen laufen wir nach einem einfachen Frühstück, bestehend aus Toast, Ei und frischem Obst, zum Bootsanleger. Mit einem Langboot werden wir über den Fluss zunächst zu einem Dorf inmitten des Regenwaldes transportiert. Die Sonne scheint, die Sicht ist klar und wir können von dem kleinen Dorf aus die umliegenden Berge bestaunen. Die Dorfbewohner sind sehr nett und zeigen uns ihr einfaches Leben im Regenwald. Einer der Dorfbewohner erklärt uns, dass die Ureinwohner hier früher ihre Beute mit einer Blow Pipe gefangen haben, deren Pfeil mit betäubendem Gift eines Frosches getränkt war. Selbstverständlich soll ich mich auch einmal an diesem Blasrohr versuchen und auf eine Kokosnuss zielen. Die Blow Pipe ist gut einen Meter lang und schwer. Bei den ersten beiden Versuchen kommt eher ein laues Lüftchen als ein Pfeil in Windeseile aus meinem Blasrohr. Erst beim dritten Versucht gelingt es mir, den Pfeil aus dem Gehäuse zu katapultieren, welcher erstaunlicherweise in der Mitte der Kokosnuss landet. Ich geschwollener Brust schreite ich weiter durchs Dorf, bestärkt durch die Annahme, dass ich das gesamte Dorf beschützen und mit Nahrung versorgen könnte… Die Dorfbewohner ernähren sich in der Tat fast autonom. Dennoch ist der zunehmende Tourismus hier im Gunung Mulu Nationalpark mittlerweile eine wichtige Einnahmequelle. So bieten uns die Frauen des Dorfes selbstgebastelten Schmuck und Instrumente aus Materialien des Regenwaldes an.

Mit dem Langboot geht es weiter über den Fluss zum Wind Cave, wo wir erneut fantastische Stalaktiten und Stalagmiten bestaunen dürfen. Unweit vom Wind Cave befindet sich auch der Clear Water Cave, ein beeindruckendes Höhlensystem, durch den ein Fluss fließt. Unter tosendem Geräusch und mit gigantischer Kraft sprudelt das Wasser durch die über Jahrhunderte ausgewaschene Höhle.

Vor dem Clear Water Cave sammelt sich das glasklare und kühle Wasser in einem natürlich entstandenen Pool inmitten des Regenwaldes. Wir nutzen diese kleine Oase für unsere Mittagspause und erfrischen uns im kühlen Nass, hangeln von Liane zu Liane und genießen unsere mitgebrachten Sandwichs, bevor der anstrengende Teil unserer Gunung Mulu Expedition beginnt – die vierstündige Wanderung durch den Regenwald mit freier Übernachtung im Dschungelcamp und das nerven zerreißende Erklimmen des Gunung Api mit Blick auf die imposante Felsformation Pinncales. Den zweiten Teil meines Reiseberichtes findet ihr hier:  Gunung Mulu Nationalpark: Dschungelwanderung zu den Pinnales.

Für die Planung eurer Borneo Reise und einer Trekkingtour durch den Gunung Mulu Nationalpark empfehle ich den Reiseführer „Borneo: Sabah Sarawak Brunei„.

Bilder: © Doreen Schollmeier

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