Indien

Jaisalmer: Die Goldene Stadt

17. November 2014
Tempel in der Wüstenstadt Jaisalmer

Die Städtebezeichnungen im indischen Bundesstaat Rajasthan gleichen einer Farbpalette. Neben der rosaroten Stadt Jaipur, der weißen Stadt Udaipur und der blauen Stadt Jodhpur (Reisebericht folgt in Kürze) ist die Wüstenstadt Jaisalmer unter dem Beinamen „Goldene Stadt“ bekannt.

Für viele Indienreisende ist Jaisalmer der absolute Höhepunkt ihrer Rundreise. Auf einem riesigen Berg gelegen, thront die goldene Stadt Jaisalmer in goldgelben Sandstein über der Wüste Thar und verzaubert seine Besucher mit einem Ambiente aus 1001 Nacht. In zahlreichen Reiseführern wird Jaisalmer als die schönste Wüstenstadt der Welt bezeichnet.

Mit dem Delhi-Jaisalmer-Express erreichen wir Wüstenstadt nach einer unbequemen und wackeligen Zugfahrt in der 3. Klasse in den frühen Morgenstunden. Und natürlich erregt unsere kleine Reisegruppe aus 6 Europäern bereits am Bahnsteig reichlich Aufmerksamkeit. Taxifahrer, Schlepper und Hotelmitarbeiter scharren sich stürmisch um uns und versuchen uns von ihren Angeboten zu überzeugen. Wir sind kaputt und müde von der Nacht in der Holzklasse und versuchen unbeholfen das aufdringliche Begrüßungskomitee loszuwerden. Es dauert einige Minuten, bis wir sechs uns wieder gefunden haben und uns eine Großraum Rikscha rufen, um ins Stadtzentrum von Jaisalmer zu gelangen (und noch viel mehr, um von dem hektischen Treiben am Bahnhof zu entfliehen). Schnell ist eine einfache und zentral gelegene Unterkunft gefunden und wir können mit der Besichtigung der goldenen Wüstenstadt beginnen.

Jaisalmer war einst eine sehr wohlhabende, bedeutende Stadt und Knotenpunkt der hiesigen Kamelkaravanen. Mit dem Aufkommen der Schifffahrtsindustrie und weiteren Transportmöglichkeiten verschwand jedoch der Reichtum und heute ist Jaisalmer vor allem ein beliebtes Ziel der Touristen. Und zwar nicht grundlos! Der gelbe Sandstein der Häuser und Havelis sowie das imposante Jaisalmer Fort leuchten nahezu golden vor dem blauen Hintergrund des Himmels. Das chaotische Treiben der Menschen, Kamele und Fahrzeuge steht im krassen Gegensatz zu der altertümlichen und ehrwürdigen Wüstenstadt.

Die bedeutendste Sehenswürdigkeit der Goldenen Stadt ist ohne Zweifel das Jaisalmer Fort. Um dieses zu besichtigen, sollte man mehrere Stunden einplanen, denn der riesige Palastkomplex beherbergt zahlreiche Tempel, Havelis, Shrines, Märkte und Wohnhäuser. Von dem Jaisalmer Fort hat man einen unbeschreiblich schönen Ausblick auf die angrenzende Wüste und die vorbeiziehenden Kamelkaravane. Wir setzen uns in ein kleines Roof Top Restaurant und genießen das Panorama bei Chai und Cheese Naan.

Sehenswert sind auch die Havelis im unteren Teil der Stadt. Der Patwa-ki-Haveli ist ohne Zweifel der schönste und größte unter ihnen, dicht gefolgt vom Salim Singh-ki-Haveli und dem Nathmal-ki-Haveli. Havelis sind private Wohnhäuser reicher Händlern oder einflussreicher Personen mit kunstvoll verzierten Fenstern, Säulen und Toren. Einige davon darf man nur gegen eine Eintrittsgebühr betreten, Kameras sind verboten oder kosten extra.

Etwas außerhalb der Stadt liegt Gadi Sagar, eine Ansammlung von Tempeln und Shrines an einem künstlich angelegten See, den man mit einem Tretboot überqueren kann. Auch lohnenswert ist ein Ausflug bei Sonnenuntergang zum Friedhof an der Ramgarh Road, ein beliebtes Fotomotiv in Jaisalmer.

Am besten hat es uns jedoch gefallen, einfach und ohne Ziel durch die engen Gassen von Jaisalmer zu schlendern und den Wüstensand auf der Haut zu spüren. Die ganze Stadt gleicht einem Museum und die goldgelben Fassaden wirken surreal und erinnern an Aladin Filme. Überall werden Waren aus Kamelleder angeboten – ob Taschen, Notizbücher, Gürtel oder Hüte. Zeitgleich liegt der strenge Duft von Kamel in der Luft. Ein Duft, den ich auch heute nach über drei Jahren nicht aus meiner Kamelleder-Handtasche beseitigen konnte. Zudem kann man in Jaisalmer auch allerhand Bekleidung aus leichten Leinenstoffen (bestens geeignete für eine Wüstensafari) und Silberschmuck sowie (Möchtegern-) Antiquitäten erwerben.

Kamelsafari in der Wüste Thar gefällig?

Ein Besuch der Wüstenstadt Jaisalmer lässt sich wunderbar mit einer ein- oder mehrtägigen Kamelsafari durch die Wüste Thar kombinieren. Ich persönlich würde immer einen zweitägigen Ausflug empfehlen, da man bei einem eintägigen Ausflug lediglich in die äußeren Ausläufer der Wüste Thar vordringt und eine spannende Übernachtung unter freien Himmel mit gigantischem Sternenpanorama einbüßt. Eine Tour länger als zwei bis drei Tage hingegen erscheint mir als Belastungsprobe, da die monotone Bewegung und der unbequeme Kamelrücken für reichlich Wehwehchen sorgt. Anbieter für Wüstensafaris gibt es in Jaisalmer wie Sand in der Wüste, man muss auch gar nicht danach suchen, denn die Kameltreiber und Agenturen fangen einen ohnehin am Bahnhof oder in der Stadt ab. Hier gilt es dann Preise zu vergleichen, zu feilschen und aufs Bauchgefühl zu hören. Optimal ist, wenn man sein grobes Reisegepäck in einem Hotelzimmer aufbewahren und nach dem schweißtreibenden Trip eine erfrischende Dusche nehmen kann.

Hier geht es zum Reisebericht „Kamelsafari in der Wüste Thar„.

Galerie Jaisalmer

Für die Planung eurer Reise durch Nordindien empfehle ich euch Stefan Loose Reiseführer für Indien, Der Norden.

Bilder: © Doreen Schollmeier

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