Slowenien Wandern & Bergsteigen

Das Dach Sloweniens: Triglav Besteigung an 1 Tag

1. November 2017
Triglav Besteigung an einem Tag

Er ist der König der Julischen Alpen und mit 2.864 m der höchste Berg Sloweniens. Die Rede ist vom Triglav. Der majestätische Berg im Zentrum des beliebten Triglav Nationalparks gilt als Wahrzeichen Sloweniens und ziert sogar die Nationalflagge. Ein jeder Slowene, der etwas auf sich hält und die körperlichen Voraussetzungen mit sich bringt, möchte ihn zumindest einmal im Leben bestiegen haben, um seiner Heimat zu huldigen.

Ich bin zwar kein Slowene, aber der Triglav stand nach der Biwak Folge von 2016 schon etwas länger auf meiner To-Do-Liste. Doch der Triglav ist kein leichter Gipfel und wer ihn bezwingen will, der muss ihn sich erst verdienen! Bei traumhaften Herbstwetter im Oktober 2017 war es dann endlich soweit!

Beste Reisezeit für den Triglav Nationalpark?

Aufgrund seiner ausgesprochenen Beliebtheit unter Einheimischen und Wanderfreunden weltweit kann es in den Sommermonaten schon mal recht voll werden auf dem Triglav und beim Gipfelanstieg ist mit Stau oder Wandererkolonnen zu rechnen. Deshalb würde ich dir empfehlen, deine Triglav Besteigung besser im Herbst oder Frühjahr anzugehen, da die Wanderwege dann deutlich weniger „überrannt“ sind. Beachte dabei jedoch, dass das Wetter in dieser Jahreszeit sehr wechselhaft sein kann und der Gipfel des Triglav häufig von dichten Wolken umhüllt wird. Auf dem Gipfelgrat und beim Anstieg über dessen Nordwand ist mit Eis und Schnee zu rechnen. Stelle dich also auf jedes Wetter ein. Das Mitführen eines Klettersteigsets ist absolut ratsam. Nach längeren Schneefällen solltest du auch die Nutzung von Steigeisen in Erwägung ziehen.

Triglav Besteigung an einem Tag

Gleich mehrere Routen von unterschiedlicher Länge und variierendem Schwierigkeitsgrad führen auf den Gipfel des majestätischen Triglav. Während die Routen von der Südseite etwas einfacher sind, haben es die Touren von der Nordseite ziemlich in sich. Am häufigsten wird der Triglav sicherlich über den Bamberg-Weg und Pragweg bestiegen.

▸ Bamberg-Weg, Klettersteigabschnitte bis C
▸ Pragweg, Klettersteigabschnitte bis B, Kletterpassagen I – II
▸ Langer Deutscher Weg (Nordwand) mit Kletterabschnitt bis IV
▸ Slowenischer Weg (Nordwand) mit Kletterabschnitt bis IV

Mehr Informationen zu den einzelnen Triglav Routen sowie über 50 weitere Wanderrouten im Nationalpark findest du im Rother Wanderführer für die Juliaschen Alpen. Wir haben uns auf unserer erste Triglav Besteigung für den Pragweg entschieden, da wir den Gipfel an nur einem Tag erreichen und auch wieder zurückkehren wollten. Aufgrund der Länge der Tour von mindestens 10 Stunden reiner Gehzeit bietet sich die folgende beschriebene Route über den Pragweg auch als 2-Tagestour mit Übernachtung im Triglav Haus an, wenn du es also etwas ruhiger angehen möchtest.


Routendetails: Über den Pragweg zum Triglav an 1 Tag

Gehzeit:ca. 10-12 Stunden inkl. kurzer Pausen (6:30 h Aufstieg, 5:30 h Abstieg)
Kondition:schwer (an einem Tag nur für konditionsstarke Wanderer)
Schwierigkeit:mittel
Höhenmeter:ca. 2.000 m in Auf- und Abstieg
Länge:ca. 22 km
Ausgangspunkt:Aljažev Dom (1.015 m)

Vom Aljažev Dom (1.015 m) zum Triglavski Dom (2.864 m)

Die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen und es ist mit nur 3°C erfrischend kalt draußen, als wir unser Auto auf dem kostenlosen Parkplatz der Aljažev Dom (1.015 m) abschließen, die Rucksäcke aufschnallen und uns auf den Weg zu dem höchsten Gipfel Sloweniens begeben. Nach nur 5 Minuten Gehzeit erreichen wir bereits die idyllische Aljažev Dom inmitten des märchenhaften Waldes. Hinter der Hütte zeigt sich uns der Triglav zum ersten Mal in voller Pracht.

Wir folgen dem herbstlichen Forstweg leicht steigend bergauf für gut 40 Minuten und halten uns an die Beschilderung in Richtung „Koča na Doliču, immer den Blick auf den majestätischen Triglav gerichtet. Es erscheint mir unvorstellbar, dass ich diesen König von einem Berg an nur einen Tag bezwingen sollen – und zwar inklusive Rückkehr. In meinem Kopf schmiede ich bereits meinen ersten Notfallplan. Nachdem wir ein Ausgetrocknetes Flussbett erreicht haben, näheren wir uns der imposanten und schroffen Nordwand des Triglav.

Nun ändert sich die Beschaffenheit des Wanderweges und der Forstweg mündet in einen schmalen Pfad, der sich in mal mehr und mal weniger steilen Serpentinen die Felswand hinaufschlängelt. Der Plus geht augenblicklich in die Höhe! Hin und wieder gelangen wir an steilere und schwierigere Passagen, die mit Eisenstiften versehen sind. Kraxelspaß pur! Nach 2 Stunden erreichen wir die erste Schlüsselstelle auf dem Weg zum Gipfel: ein kurzer Klettersteig führt in einen Kamin eine steile Felswand hinauf. Das Anlegen des Klettersteigsets erachten wir hier jedoch als nicht nötig. Solltest du dich unsicher fühlen, kannst du dich aber zu jeder Zeit über die Drahtseile absichern.

Nach diesem erste kleinen Kletterspaß führt uns der Wanderweg in steilen Serpentinen weiter bergauf und wir gewinnen schnell an Höhe, wie wir mit einem wohlwollenden Blick zurück ins Tal feststellen. Es folgt ein weiterer kurzer Klettersteig mit Drahtseilen und Metallstiften, doch auch hier hält sich die Schwierigkeit in Grenzen und das Klettersteigset verweilt ungenutzt im Rucksack. Was dann nach der Kraxelei folgt, raubt uns jedoch ordentlich Kraft. Gut 45 Minuten kämpfen wir uns durch ein unangenehm rutschiges und steiles Geröllfeld. Zum Glück haben wir unsere Helme dabei, denn durch voran gehende Wanderer und Steinböcke besteht Steinschlaggefahr.

Auf ca. 2.200 m erreichen wir endlich die Karschwelle und lassen das Schuttfeld hinter uns. Auch der Triglav Gipfel zeigt sich nun wieder – irgendwie immer noch verdammt weit weg! Auf der Karschwelle gabelt sich der Weg. Links biegt er ab zur „Dom Valentina Stanica“ (2.332 m), wir folgenden ihm jedoch nach rechts in Richtung „Triglav“. Die Wanderung verläuft nun über den einstigen Triglav Gletscher. Die Markierungen sind schon ordentlich verwittert und immer wieder suchen wir nach dem nächsten roten Hinweis, der uns direkt zum Triglav Haus bringen soll. Zwischen dem markanten Kalkstein liegt der Schnee der letzten Wochen, in denen es in Slowenien ordentlich geschneit und geregnet hat. Trotz vereister Stellen und der ein oder anderen Rutschpartie kommen wir gut voran und erreichen 4,5 Stunden nach unserem Aufbruch im Tal das Triglav Haus, auch Triglavski Dom.

Vom Triglavski Dom (2.515 m) zum Triglav Gipfel

VomTriglavski Dom sind es nun „nur noch“ ca. 400 Höhenmeter bis zum Gipfel des Triglav. Aber die haben es in sich! Die ersten Meter über die Nordseite sind im Herbst und Winter oft stark verreist und die Drahtseilversicherungen des Klettersteigs werden abschnittsweise von dichtem Schnee verdeckt. Mit einem perfekt abgesicherten Klettersteig in den österreichischen Alpen hat das hier wenig zu tun. Im Sommer sollten der Aufstieg hingegen kein Problem darstellen. Mit einer kleinen Portion Mut und Schwindelfreiheit kommen wir aber auch trotz Schnee und Eis gut über die erste anspruchsvolle Passage hinweg. So oft es nur geht, sichern wir uns mit unserem Klettersteigset ab, denn die vereisten Steine machen das Klettern hier zur unkontrollierbaren Rutschpartie.

Nach ca. 20 Minuten wechseln wir auf die linke Steilflanke des Triglav und das Klettern fällt nun deutlich leichter, da die warme Oktobersonne das Eis hier weggetaut hat und der Schnee ausreichend Gripp bietet. Bald schon erreichen wir den Vorgipfel (2.725 m) und können den gesamten Gipfelgrat einsehen. Er erinnert ein wenig an den Watzmann. Rechts und links neben dem schmalen, teils verschneiten Pfad geht es steil bergab. Doch auch hier gibt es ausreichend Drahtseile zum Absichern, die du nutzen kannst, wenn du dich unwohl fühlst. Auch das Anlegen von Steigeisen können die Gipfelgratwanderung bei viel Schnee deutlich angenehmer machen. Nach einer letzten kurzen Kletterpartie erreichen wir nach 6,5 Stunden endlich den Gipfel des Triglav beim traumhaften Wetter. Die klare Luft und der wolkenfreie Himmel lassen uns bis zum Großglockner sehen. Durch die isolierte Lage des Triglav in den Julischen Alpen bietet sich ein nahezu perfekter 360° Panorama Blick. Es ist einer dieser Momente, an denen wir einfach nur schweigen und genießen. Mit uns sind nur 6 weitere Wanderer aufgestiegen, ein klarer Vorteil der Nebensaison. Wir gönnen uns 30 Minuten Gipfelvergnügen und tanken unsere Energiereserven auf, bevor wir uns wieder auf den Rückweg begeben. Der Weg ist noch lang!

Der ca. 5,5 Stunden lange Abstieg erfolgt für uns erneut über den Pragweg. Wieder gilt es 2.000 Höhenmeter zu überwinden und es brennt schon ordentlich in den Oberschenkeln. Kurz vor der Dämmerung erreichen wir das Tal und die Aljažev Dom. Nun haben wir uns die typisch deftige slowenische Hausmannskost aber so richtig verdient!

Ausrüstungstipps für deine Triglav Besteigung

Auf deiner Triglav Besteigung solltest du dich auf alle Eventualitäten vorbereiten. Das Wetter im Triglav Nationalpark schlägt schnell um und auch an einem sonnigen Tag können schnell Gewitter heranziehen. Darüber hinaus ist vor allem im Herbst und Winter mit Vereisung und Schnee zu rechnen. Folgende Dinge solltest du auf deiner Triglav Gipfeltour unbedingt bei dir führen:

▸ Bergschuhe, z.B. Meindl Wanderschuhe
▸ Steinschlaghelm, z.B. Salewa Toxo Kletterhelm
▸ Klettersteigset, z.B. Skylotec Klettersteigset Skysafe Duro
▸ Steigeisen, z.B. Grivel Airtech Steigeisen
▸ Trekkingstöcke, z.B. Terra Hiker Wanderstöcke
▸ Wärmende Kleidung
▸ Regenjacke, z.B. Salwea Kechu Damen Jacke
▸ Regenhose
▸ Handschuhe
▸ Sonnenbrille
▸ Ausreichend Wasser (mindestens 2 Liter)
▸ Verpflegung

Triglav Besteigung: Unterwegs zum König der Julischen Alpen.

Weitere Routentipps für Gipfelstürmer:

Bergtour Hochvogel: Gipfelwanderung in den Allgäuer Alpe
Biberkopf Hüttenwanderung: Auf den südlichsten Gipfel Deutschlands
Klettersteig im Wilden Kaiser: Gamsängersteig und Kaiserschützensteig

© Bilder: Doreen Semmler / Sebastian Semmler

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